Einsatz der Ecojesuit bei der Weltklimakonferenz

"Als kirchliche Gruppe präsent sein"

Auch die Jesuiten interessieren sich für die Weltklimakonferenz in Bonn. Wie sich die sogenannten Ecojesuit für die Versöhnung mit der Schöpfung einsetzen, erklärt Jesuiten-Pater Christian Modemann bei DOMRADIO.DE.

Dürre bedroht viele Ernten / © Arno Burgi (dpa)
Dürre bedroht viele Ernten / © Arno Burgi ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben 30 sogenannte Ecojesuits und Partner aus aller Welt im Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg zu Gast. Warum braucht es während der UN-Klimakonferenz 2017 in Bonn solch ein Treffen?

Jesuiten-Pater Christian Modemann: Es ist das erste Mal, dass diese spirituelle Gruppe jetzt bei einer UN-Konferenz öffentlich und offiziell eingeladen ist. Daneben haben sie sich überlegt, aus der ganzen Welt zusammen zu kommen und hier in Bonn auch selber eine sogenannte Dialogkonferenz zu halten und über die dortigen Themen miteinander zu sprechen. 

Eigentlich geht es darum, hier bei der Weltklimakonferenz auch als kirchliche Gruppe präsent zu sein.

Pater Christian Modemann, Aloisiuskolleg der Jesuiten in Bonn-Bad Godesberg (DR)
Pater Christian Modemann, Aloisiuskolleg der Jesuiten in Bonn-Bad Godesberg / ( DR )

DOMRADIO.DE:  Im Namen "Ecojesuit", da steht ökologisch quasi schon drin. Wofür stehen sie aber genau?

Pater Modemann: Der Orden engagiert sich für Umwelt- und Naturschutz. Wir müssen miteinander in Beziehungen treten, uns vernetzen. Zum Beispiel mit den Menschen in benachteiligten Ländern, in denen ökologische Fragen eine noch gravierende Rolle spielen als bei uns.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Weltklimakonferenz zu Gast in Bonn, also bei Ihnen in der Nähe. Inwieweit sind Sie jetzt da involviert?

Pater Modemann: Zunächst hatten sich einige wenige angesagt, um bei uns im Internat zu übernachten. Plötzlich kamen immer mehr Anfragen für immer mehr Gästezimmer. Das kam alles etwas überraschend. Trotzdem ist das ein großes Geschenk.

DOMRADIO.DE: Auch Schüler des Aloisiuskollegs sind involviert?

Pater Modemann: Uns ist es wichtig, dass Umweltschutz mit Bildung in Beziehung gesetzt wird. Einzelne Schüler haben das mitbekommen und haben richtig Feuer gefangen. Es gibt eine Gruppe, die sich für fairen Welthandel einsetzt. Einige Ecojesuit waren auch im Unterricht.

DOMRADIO.DE: Sie haben interessante Mitbrüder zu Gast? Wer ist dabei?

Pater Modemann: Der erste Mitbruder, der letzte Woche ankam, kommt von den Philippinen. Er setzt sich seit vielen Jahren für den Regenwald in den Philippinen ein und leitet dort eine Schule in den Bergen. Es kommen auch Leute aus Honduras, aus Afrika und den Vereinigten Staaten. 

Das sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich teilweise selbst noch nicht so in dieser Gruppe gesehen haben, aber schon lange miteinander über Emails und Skype-Konferenzen arbeiten. 

Jetzt ist es das erste Mal, dass sie sich hier so als Gruppe begegnen. Ich glaube, das ist auch ein ganz guter Neuanfang mit Blick auf die Tätigkeit der Jesuiten in diesem Bereich.

DOMRADIO.DE: Die Dialogkonferenz zu den Themen Ernährungssicherheit und Ressourcennutzung steht unter dem Titel "Laudato si' - Umwelt als Beziehung" und ist auch für Interessierte zugänglich. Was hat es damit auf sich?

Pater Modemann: Die Enzyklika ist es auf jeden Fall wert, intensiver angeschaut zu werden. "Laudato si" ist ein Neuanfang. Der Papst hat deutlich gemacht, dass es nicht darum geht, etwas technisch zu ändern. 

Es geht nicht um neue Ingenieurswissenschaften, es geht um eine Lebensstil-Diskussion. Es geht um eine neue Art des Umgangs. Und die Jesuiten leben das und machen sich auf den Weg.

DOMRADIO.DE: Warum ist es Christen und insbesondere Jesuiten denn so wichtig, die Schöpfung zu bewahren?

Pater Modemann: Uns ist eine Welt anvertraut, in der wir leben und in der Gott selber wirkt und in der wir mit ihm wirken können. Und wenn wir das ernst nehmen, dann müssen uns die Menschen, die uns anvertraut sind, wichtig sein. Vor allem geht es da um die Armen und Vernachlässigten. 

Das ist auch im Sinne des Papstes, dem besonders die Menschen an den Rändern wichtig sind. Wenn wir nicht diese Begegnung spüren, dann kommen wir als Welt, als Gesellschaft und eben auch in unsere Beziehung zu Gott nicht wirklich zu einer heileren Welt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie ganz persönlich eine Hoffnung an diese Weltklimakonferenz?

Pater Modemann: Ehrlich gesagt war ich ziemlich kritisch, als ich das alles gesehen habe. Vieles läuft sehr kurzfristig und irgendwie unplanmäßig. Aber gerade in diesem Durcheinander gibt es vielleicht auch die Möglichkeit zu wirklicher Begegnung und Offenheit. 

Ich sehe, wie viele mit Ideen an die Konferenz gehen und ich sehe Menschen, die sich für die Umwelt einsetzen. Wenn diese Menschen sich zusammen tun und miteinander reden, dann kommt bei mir doch Hoffnung auf.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
DR