Katholische Verbände setzen sich für Rentenreform ein

"An morgen denken"

Mehr Rente für die jetzigen Ruheständler, weniger Beiträge für die arbeitende Bevölkerung - eigentlich gute Nachrichten. Doch katholische Verbände und die IG-Metall dringen darauf, auch die Altersarmut anzugehen.

Rentner / © Arne Dedert (dpa)
Rentner / © Arne Dedert ( dpa )

Angesichts der guten Aussichten für Rentner und Beitragszahler werden die Rufe nach einer vorausschauenden Rentenpolitik lauter. Auch das Rentenbündnis der katholischen Verbände hat seine Forderungen bekräftigt: Durch eine Sockelrente soll Altersarmut verhindert, Kindererziehung besser anerkennt, Pflegezeiten stärker und auch nach Renteneintritt berücksichtigt werden, hieß es.

Das Bündnis verwies bei einem Treffen am Montag in Düsseldorf auf die Postkarten-Aktion "Jetzt die Weichen stellen und Altersarmut bekämpfen!", bei der Mitglieder der teilnehmenden Verbände Karten beziehen und an wieder- oder neugewählte Abgeordnete schicken können, um sie für die Forderungen des Rentenbündnisses zu gewinnen. Bisher seien mehr als 260.000 Karten bestellt worden.

Mitglieder des Bündnisses sind der Familienbund der Katholiken (FDK), die Katholische Arbeitnehmerbewegung Deutschlands (KAB), das Kolpingwerk Deutschland, die Katholische Landvolkbewegung Deutschlands (KLB) und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass die rund 21 Millionen Rentner im Sommer mit einem deutlichen Plus ihrer Bezüge von gut drei Prozent rechnen können. Der Beitragssatz könnte bereits Anfang 2018 um 0,1 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent sinken.

"Rücklagen bilden"

"Statt heute die Beiträge zu senken, sollte die Regierung an morgen denken und angemessene Rücklagen bilden", sagte das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. An diesem Dienstag gibt die Deutsche Rentenversicherung Bund in Würzburg die voraussichtliche Rentenerhöhung im kommenden Jahr und die Entwicklung des Beitragssatzes bekannt.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Damit die Bezieher von Grundsicherungsleistungen etwas von der prognostizierten Rentenerhöhung haben, fordern wir einen Freibetrag von 200 Euro." Bisher würden die Rentenerhöhungen komplett mit der Grundsicherung verrechnet. "Die Einführung eines Freibetrags wäre ein echter Schritt zur Armutslinderung."

Über die Beitragsentwicklung sagte Urban: "Die Reduzierung des Beitragssatzes um 0,1 Prozentpunkte bringt für einen Durchschnittsverdiener eine Entlastung von knapp 1,60 Euro im Monat." Er warnte davor, dass die Beschäftigen die Senkung spätestens ab 2023 bitter bezahlen müssten. Wegen des Übertritts immer mehr geburtenstarker Jahrgänge in die Rente steige dann der Beitragssatz über viele Jahre. Gleichzeitig werde das Rentenniveau kontinuierlich sinken, mahnte Urban.

Selbstständige und Beamte sollen einzahlen

Nötig sei es, die Rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung zu entwickeln, in die auch Selbstständige, Beamte und Parlamentarier einzahlen, sagte der Gewerkschafts-Spitzenfunktionär. Mit Blick auf die von der CSU forcierte Ausweitung der Mütterrente mahnte Urban, die Finanzierung von gesamtgesellschaftlichen Leistungen aus Beiträgen würden die Probleme der Rentenversicherung verschärfen. Solche Leistungen müssten aus Steuern finanziert werden.

In Würzburg informiert der Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, über die Finanzentwicklung in der gesetzlichen Rente. Auf Pläne für die Alterssicherung, die auch bei den Jamaika-Sondierungspartnern eine Rolle spielen, geht Co-Vorstandschefin Annelie Buntenbach ein. Zum 1. Juli dieses Jahres war die Rente in Westdeutschland um 1,90 Prozent gestiegen, in den neuen Ländern um 3,59 Prozent.


Quelle:
KNA , dpa
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