Nichts zu tun sei eine "große Sünde gegenüber den Armen", sagte Papst Franziskus anlässlich des ersten Welttages der Armen am Sonntag im Petersdom. Oft sage man: "Das betrifft mich nicht, das geht mich nichts an, da ist die Gesellschaft schuld" - ein Christ dürfe sich jedoch nicht abwenden, wenn Menschen in Not seien, so Franziskus in seiner Predigt zum katholischen Welttag der Armen. Wichtig sei auch, sich nicht nur auf finanzielle Hilfe zu beschränken: "Den Armen zu lieben heißt, gegen alle Armut zu kämpfen, sowohl gegen die geistigen als auch gegen die materiellen Nöte.
Das Kirchenoberhaupt rief dazu auf, in hilfsbedürftigen und leidenden Menschen Jesus zu sehen - etwa in Hungernden, Kranken, Fremden, Häftlingen, Armen, Verlassenen und Ausgestoßenen. Aus Sicht des Papstes ist Hilfe für Menschen in Not auch für den Helfenden wichtig. Sie erinnere an das, was wirklich zählt: "Gott und den Nächsten zu lieben."
Es sei die "evangeliumsmäßige Pflicht" aller Christen, sich der Armen anzunehmen, drängte Franziskus: Sie seien "unser wahrer Reichtum". Wir sollten ihnen nicht nur "Brot geben", sondern auch "mit ihnen das Brot des Wortes teilen, dessen natürlichste Empfänger sie sind".
Nicht aus der Verantwortung ziehen
Franziskus betonte weiter, dass in den Augen Gottes jeder Mensch besondere Gaben habe und wertvoll sei. "Deswegen kann niemand sich für unnütz halten, niemand kann von sich sagen, er sei so arm, dass er nicht irgendetwas den anderen geben könnte."
Gott will, dass wir unsere Talente nicht "eifersüchtig bei uns behalten", sondern dass wir sie "teilen" und "vervielfältigen", fuhr Franziskus fort. Wer sich nur aufs Verwalten und Verwahren beschränke, der sei "Gott nicht treu". "Das Gleichnis sagt uns vielmehr, dass derjenige wirklich treu ist, der neue Talente hinzugewinnt, weil er die gleiche Mentalität hat wie Gott und nicht unbeweglich bleibt: Er riskiert etwas um der Liebe willen, er setzt sein Leben aufs Spiel für andere, er gibt sich nicht damit zufrieden, alles so zu belassen, wie es ist."
Der Papst mahnte zudem, keine irdischen Reichtümer anzuhäufen: "Für den Himmel zählt nicht, was man hat, sondern was man gibt." Statt nach überflüssigem Besitz zu streben, sollten sich die Menschen für das Wohl anderer einsetzen.
Gemeinsames Mittagessen im Vatikan
Zum Welttag der Armen, den die katholische Kirche an diesem Sonntag erstmals beging, feierte der Papst laut Vatikanangaben mit 6.000 bis 7.000 Menschen eine Messe im Petersdom. Unter ihnen waren Obdachlose, Flüchtlinge und Migranten. Eine der Lesungen trug ein syrischer Flüchtling vor; es ministrierten Arme, Obdachlose und Migranten. An der Messe nahmen auch Mitglieder verschiedener Hilfsorganisationen teil.
Nach dem Gottesdienst und dem anschließenden Angelus-Gebet wollte der Papst gemeinsam mit 1.500 Menschen in Not zu Mittag essen. Dazu hatte er in die vatikanische Audienzhalle eingeladen; auch mehrere katholische Hilfseinrichtungen sowie einige Restaurants in Rom bieten ein kostenloses Mittagessen für Bedürftige an. Franziskus hatte den katholischen "Welttag der Armen" mit dem Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit im November 2016 eingeführt.
Den Blick auf die Armen richten
Auch in Deutschland wurde der Welttag der Armen begangen. Nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx muss die Kirche "den Blick immer wieder besonders auf die Armen richten". Die "Wirklichkeit Gottes, die uns in Jesus Christus begegnet, können wir nicht entdecken, wenn wir uns von den Armen, den Schwachen, den Kranken abwenden", sagte Marx am Sonntag in einem Festgottesdienst im Freisinger Mariendom anlässlich des von Papst Franziskus erstmals ausgerufenen "Welttags der Armen".
Gleiches gelte für das Totengedenken, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mit Blick auf den Volkstrauertag. "Eine Christenheit, die die Opfer der Geschichte vergessen würde und für sie keine Hoffnung hätte, wäre nicht Zeugin des Reiches Gottes."