domradio.de: Was ist die Idee hinter dem Welttag der Armen?
Ansgar Puff (Kölner Weihbischof und Bischofsvikar für die Armen): Die Idee entstand am Ende der Wallfahrt für Wohnungslose im letzten Jahr. Davon waren auch 150 aus dem Erzbistum Köln. Bis heute sind die Menschen immer noch begeistert und reden immer wieder davon. Papst Franziskus wollte diese Wallfahrt erweitern und daraus ist der Welttag der Armen entstanden. Die Armut ist das Herzensanliegen des Evangeliums und solange Lazarus vor unserer Tür liegt, gebe es keinen Weltfrieden. So hat sich Papst Franziskus dazu in seiner Botschaft ausgedrückt.
domradio.de: Der Papst lädt am Sonntag Arme und Bedürftige zur Mitfeier der Heiligen Messe in den Petersdom ein. Wie begeht das Erzbistum Köln den Tag?
Puff: Ähnlich wie der Papst haben wir die Wohnungslosen und die Armen am Sonntag um 10 Uhr in den Kölner Dom eingeladen. Wir haben auch diejenigen eingeladen, die damals bei der Wallfahrt mit in Rom waren. Einer davon wird am Sonntag zum Beispiel Messdiener sein. Ebenso werden wir versuchen, dass die Wohnungslosen die Lesung oder Fürbitten vortragen können. Wir erwarten, dass viele mit ihren Betreuern oder Unterstützern kommen.
domradio.de: Wird der Gottesdienst anders sein? Sind nur Arme und Bedürftige zum Gottesdienst in den Dom eingeladen?
Puff: Für die Wohnungslosen wird das Südquerschiff reserviert, ansonsten ist das ein ganz normaler Gottesdienst. Die Menschen gehören dazu, es soll kein Sondergottesdienst werden. Viele Kirchengemeinden denken, die Armen seien ein Problem. Im Winter liegen sie nachts vor der Kirchentür und machen uns ein schlechtes Gewissen. Oder auch in anderen Zusammenhängen werden die Armen oft als problematisch gesehen. In Wirklichkeit sind sie eine Ressource: Armut ist nicht Elend oder Not. Es geht um einen Herzenshaltung. Geld, Karriere und Luxus sind kein Lebensziel oder einzige Voraussetzung für Glück.
domradio.de: Was soll ein Welttag der Armen bewirken?
Puff: Der Papst sagt immer: "Ein Christ darf kein Schwätzer sein." Darum ist der Impuls in seinem Schreiben dazu, nicht mit Worten, sondern mit Taten zu lieben. Wir haben eine richtig gute Caritas-Arbeit, die 365 Tage im Jahr von Armut betroffenen Menschen hilft, nicht nur weil der Papst einen Welttag ausruft. Sie arbeiten jeden Tag mit großer Professionalität und großem Herz.
Der Welttag der Armen schafft aber ein Bewusstsein, allein schon durch die Medien. Ein Aspekt ist auch, dass es nicht sein kann, dass der Reichtum immer unverschämter wird und die Armut immer bitterer. 2,5 Milliarden Menschen verdienen am Tag weniger als 1,70 Euro. Die Schere geht weltweit so weit auseinander, dass ein Welttag der Armut auf diese Unverschämtheit hinweisen muss.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.