Maronitischer Patriarch hofft auf mehr Religionsfreiheit in Saudi-Arabien

Kulturelle Vielfalt?

Öffnet sich Saudi-Arabien für mehr Religionsfreiheit? Chancen dafür sieht jedenfalls der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai, nach einem Besuch des Landes. Nun bekam gar Papst Franziskus Besuch aus Saudi-Arabien.

Muslimische Pilger bei der Hadsch in Saudi-Arabien / © Yahya Arhab (dpa)
Muslimische Pilger bei der Hadsch in Saudi-Arabien / © Yahya Arhab ( dpa )

Im Gespräch mit Radio Vatikan zog Rai ein positives Fazit seiner Begegnung mit dem saudischen König Salman ibn Abd al-Aziz und mit Kronprinz Mohammed bin Salman in der vergangenen Woche in Riad. Der Besuch des Patriarchen in dem streng islamischen Königreich war von vielen Beobachtern als historisch und bahnbrechend eingeschätzt worden.

Zwar sei man bei heiklen Fragen nicht ins Detail gegangen, ließ der Kardinal durchblicken. Jedoch habe Kronprinz Mohammed bin Salman grundsätzlich Offenheit und Dialogbereitschaft signalisiert.

Politik der Öffnung gegenüber Religionen

Angesichts der Globalisierung und der Präsenz des Islams in allen Teilen der Welt habe der Prinz eine Politik der Öffnung gegenüber Religionen und Kulturen befürwortet. "Ich denke, dass unser Treffen und der freundschaftliche Empfang in Riad eine Tür geöffnet haben, um in Fragen der Religionsfreiheit, des Dialoges und des Respektes weiterzukommen."

Nach dem Besuch in Riad war Rai nach Rom weitergeflogen und hatte dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über die Begegnung berichtet. Auch Papst Franziskus wolle er einen ausführlichen Bericht zukommen lassen, so Kardinal Rai weiter. Darin werde es auch um die 1,7 Millionen syrischen Flüchtlinge im Libanon gehen, die inzwischen eine große Belastung für das Land darstellten.

Mit Blick auf die politische Krise in seinem Heimatland Libanon erklärte der Patriarch, Saudi-Arabien wünsche sich von dem Libanon Neutralität angesichts der aktuellen Konflikte in der Region. Die Saudis seien vor allem besorgt über den Aufstieg Irans und wollten verhindern, dass die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon immer mächtiger wird. Dazu suchten sie bei der zahlenmäßig starken christlichen Gemeinschaft des Libanon Verbündete.

Saudischer Regierungsvertreter beim Papst

Unterdessen ist an diesem Mittwoch ein Vertreter des saudischen Königreichs mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Das Treffen mit Abdullah bin Fahad Allaidan, Berater der saudischen Führung, fand vor der Generalaudienz statt, wie das vatikanische Presseamt ohne Angabe von Details mitteilte. Der Vatikan ließ sich bereits in den vergangenen Tagen über die Lage in Saudi-Arabien und dem Libanon informieren. Saudi-Arabien ist einer von wenigen Staaten der Welt, zu denen der Heilige Stuhl keine diplomatischen Beziehungen unterhält.


Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / ©  Elisabeth Schomaker (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA