Um 09.50 Uhr mitteleuropäischer Zeit landete er mit einer Maschine von Bangladesh Airlines auf dem Flughafen der Hauptstadt Dhaka. Begrüßt wurde Franziskus dort zunächst vom Vatikanbotschafter in Bangladesch, Erzbischof George Kocherry, sowie von Staatschef Abdul Hamid. Am roten Teppich empfingen ihn eine Ehrengarde, Bischöfe des Landes und Kinder in traditionellen Gewändern. Zu seiner Begrüßung wurde die Vatikan- und Landeshymne Bangladeschs gespielt.
Bei seinem Besuch in Bangladesch hat Papst Franziskus am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) als erstes den Opfern der Nation seine Reverenz erwiesen. Am "Denkmal der Märtyrer der Nation" legte das Oberhaupt der Katholiken einen Kranz nieder, trug sich ins Kondolenzbuch ein und pflanzte einen Baum.
"Möge das Volk sich wahrhaftig für Gerechtigkeit einsetzen"
In das Gästebuch der nationalen Gedenkstätte in Sabhar nordwestlich der Hauptstadt Dhaka schrieb er: "In Erinnerung an all jene, die ihr Leben gaben, als diese Nation geboren wurde. Möge das Volk von Bangladesch sich wahrhaftig für Gerechtigkeit und das Gemeinwohl einsetzen." Als Name trug er "Francis" ein, in der Spalte für Angaben zur Person vermerkte er "römisch-katholischer Bischof". Die 45 Meter hohe aus Stahlplatten erstellte Pyramide des Denkmals erinnert an die Opfer des Unabhängigkeitskrieges von 1971.
Anschließend begab Franziskus sich zum "Bangabandhu Memorial Museum"; es erinnert an den "Vater der Nation" (Bangabandhu) genannten Politiker Sheik Mujibur Rahman. Er und seine Familie waren während des Krieges am 15. August 1971 erschossen worden. Zwei seiner Töchter überlebten damals, weil sie sich in Westdeutschland aufhielten. Eine von ihnen, Hasina Wajed, ist heute Premierministerin von Bangladesch. Sie trifft den Papst am Freitag.
Zuvor hatte Franziskus das benachbarte Myanmar besucht. Die Visite findet vor dem Hintergrund des Konflikts um die muslimische Minderheit der Rohingya statt und gilt als politisch heikel. Viele Rohingya flohen von Myanmar nach Bangladesch. Ein Besuch des Papstes in einem Flüchtlingslager oder ein eigenes Treffen mit Rohingya ist im offiziellen Programm nicht vorgesehen. Vertreter der Minderheit sollen jedoch an einer interreligiösen Begegnung am Freitag in Dhaka teilnehmen.
Papst weiht am Freitag 16 Priester
In dem muslimisch geprägten Land leben unter 159 Millionen Einwohnern laut Kirchenangaben 375.000 Katholiken, also 0,24 Prozent der Bevölkerung. Diese will der Papst mit seinem Besuch auch im Glauben stärken. Die 21. Auslandsreise des Papstes ist die siebte nach Asien. 1986 hatte bereits Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Bangladesch besucht.
Am Freitagmorgen feiert der Papst eine Messe und weiht 16 Priester. Anschließend besucht ihn Premierministerin Hasina Wajed in der Vatikanbotschaft. Zuvor sind zunächst ein Treffen mit den Bischöfen des Landes, dann ein interreligiöses und ökumenisches Friedenstreffen geplant. Am Samstag trifft sich Franziskus mit Jugendlichen; danach fliegt er zurück nach Rom.
Es ist der dritte Besuch eines Papstes in dem mehrheitlich muslimischen Land. Paul VI. reiste im November 1970 nach Dhaka, als es noch zu Pakistan gehörte; Johannes Paul II. war im November 1986 dort. Bangladesch erreichte nach einem Krieg 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan.