"Frauen in kirchlichen Ämtern" ist ein Kongress überschrieben, der an diesem Mittwoch in Osnabrück beginnt. Dazu kommen rund 200 Wissenschaftler sowie Studierende der Theologie an der dortigen Universität zusammen. Bis Samstag wollen sie in Vorträgen und Workshops das Thema zum einen aus biblischer, historischer und kirchenrechtlicher Perspektive beleuchten. Zum anderen diskutieren sie über veränderte Rollenbilder, Begabungen und Geschlechtergerechtigkeit in Gesellschaft und Kirche.
Das Treffen sei mit Absicht in das Jahr des Reformationsgedenkens gelegt worden, erläutert die Mitorganisatorin und Osnabrücker Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie, Margit Eckholt. Die Ämterfrage - vom Papstamt bis zur Frauenordination - sei ein "Knackpunkt" auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirche. Sie gehöre zu den theologischen Differenzen, die es bislang unmöglich machten, das Abendmahl beziehungsweise die Eucharistie gemeinsam zu feiern.
Theologe Hünermann: Frauen gehören zum königlichen Priestertum
Ihnen als Wissenschaftlern sei es wichtig, ökumenisch nach Lösungen zu suchen, sagt Eckholt. "Sind die Differenzen bei der Frauenordination Motor und Hindernis im Hinblick auf die Ökumene? Dieser Frage wollen wir nachgehen." Der Kongress solle ein Anstoß für Gespräche mit Bischöfen und auch Papst Franziskus sein. "Wer auf der institutionellen Ebene nicht mehr nach einem Ausgleich der ämtertheologischen Positionen sucht, gibt die Suche nach der sichtbaren Einheit der Kirchen auf", so die Theologin.
Grundlage für eine diesbezügliche Reformbewegung jedenfalls auf katholischer Seite ist laut Eckholt das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965). Bei dem Kirchentreffen, das der pastoralen und ökumenischen Erneuerung diente, sei die Tür zum Weiheamt für die Frau "nicht ganz geschlossen worden". Die hier betonte Gleichheit von Mann und Frau im Volk Gottes stelle eine Grundaussage der Kirche dar. Nach Worten des ebenfalls am Kongress teilnehmenden emeritierten Tübinger Theologen Peter Hünermann gehörten Frauen zum "königlichen Priestertum". Zudem habe das Konzil mit dem Ständigen Diakonat ein neues, eigenständiges sakrales Amt mit einer Weihe eingeführt, das die Möglichkeit begründe, die Frage nach Ämtern und Diensten für Frauen neu zu stellen.
Für Weihe müsste das Kirchenrecht geändert werden
Hünermann war es auch, der nach eigener Aussage 2016 Papst Franziskus empfohlen hat, die Möglichkeit der Zulassung von Frauen zum Amt der Diakonin aus historischer Sicht untersuchen zu lassen. Die entsprechende Kommission arbeitet. Auch wenn aus ihr keinerlei Informationen über Ergebnisse herausdrängen, werde auch sie Thema des Kongresses sein, so Eckholt.
Für ein mögliches Diakoninnenamt müssten auch die rechtlichen Fragen geklärt werden, erläutert die Theologin. Als Weiheamt wäre es dem männlichen Pendant gleichgestellt. Werde es nur mit einer Segnung (Benediktion) verbunden, sei die Gleichstellung nicht gegeben - und es würde wohl einen Aufschrei im Kirchenvolk geben. Entscheidend für eine Weihe ist eine Änderung des Kirchenrechts. Dort heißt es: "Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann" (Can. 1024).
Auch Bischof Bode beim Kongress dabei
Auch Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode nimmt teil. Neben der Leitung der Pastoralkommission hat er in der Deutschen Bischofskonferenz auch den Vorsitz der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft inne. Bode war vor 15 Jahren der erste katholische Ortsbischof, der mit Daniela Engelhard eine Frau zur Seelsorgeamtsleiterin machte und damit in ein Spitzenamt der Kirche berief. Inzwischen gibt es rund ein Dutzend solcher Beispiele.
Eine intensive Beschäftigung mit den Möglichkeiten, Frauen hohe Verantwortung in der Kirche anzuvertrauen, könne für alle nur gut sein, sagte Bode im Vorfeld. Die katholische Kirche müsse sich "in aller Offenheit dem stellen, was der Kongress bringt". Neben den Diskussionen und Vorträgen werden das laut Eckholt auch sieben "Osnabrücker Thesen" am Ende sein. Sie sollten zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema anregen, Gespräche bis in die höchsten Kirchenkreise anreizen, die Sorge der Theologie um Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ausdrücken und nicht zuletzt die Tür für Frauen in kirchlichen Ämtern offen halten.