Wohlfahrt fordert gezielte Maßnahmen für arbeitslose Frauen

Ein Recht auf Arbeit auch für Frauen

Die nordrhein-westfälischen Wohlfahrtsverbände fordern eine gleichstellungsorientierte Familien- und Arbeitsmarktpolitik. In ihrem aktuellen Arbeitsmarktreport verlangen sie den Ausbau von Kinderbetreuung, damit Frauen Familie und Beruf besser bewältigen können. 

Kinderarmut gibt es auch im reichen Bonn / © Stephan Kern (DR)
Kinderarmut gibt es auch im reichen Bonn / © Stephan Kern ( DR )

Frauen seien in NRW häufiger langzeitarbeitslos, benötigten öfter Hartz-IV-Aufstockung als Männer, erhielten aber dennoch weniger Förderung, teilte die Freie Wohlfahrtspflege am Montag in Köln zur Vorstellung ihres neuesten Arbeitsmarktreports mit. Notwendig sei vor allem ein Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder. Nur so könnten Mütter die Möglichkeit erhalten, etwa fehlende Qualifikationen nachzuholen.

Nach Angaben der Wohlfahrtspflege waren im September diesen Jahres mehr als 315.000 Frauen in NRW arbeitslos gemeldet. 44 Prozent von ihnen seien langzeitarbeitslos. Eine Teilhabe am Erwerbsleben sei ihnen oft aufgrund fehlender Qualifikation und dem Problem, als Alleinerziehende die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen, nicht möglich.

Viele Frauen in Minijobs und Teilzeit

Allein 55 Prozent der arbeitslosen Frauen in NRW hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, hieß es. Dieses "erhebliche Bildungspotenzial" dürfe nicht länger brach liegen, so der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege, Andreas Johnson. Er forderte die Ausweitung von Möglichkeiten, Berufsabschlüsse etwa in Teilzeitausbildung nachzuholen.

Trotz Arbeit seien zudem in NRW 156.000 Frauen auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen angewiesen, hieß es. Grund seien Teilzeit- und Minijobs, deren Bezahlung zum Unterhalt nicht reiche. Diese Frauen zahlten auch weniger in die Rentenversicherungen ein, so dass Altersarmut drohe.

IN VIA als Modellbeispiel

Auch die Caritas-Verbände in NRW verwiesen auf die Notwendigkeit eines Ausbaus von Betreuungsplätzen. Dazu gehöre auch die Ausweitung von Öffnungszeiten für Kindertageseinrichtungen, sagte der Paderborner Caritas-Direktor Josef Lüttig. Er rief die Arbeitgeber auf, den Frauen gegenüber Entgegenkommen zu zeigen, damit sie Beruf und Kinderbetreuung bewältigen können. Als Modellbeispiel nannte die Paderborner Caritas das Angebot des katholischen Frauenverbands IN VIA, der Bildungsmaßnahmen in Teilzeit anbietet.

Die Caritas-Direktorin im Bistum Essen, Sabine Depew, verwies auf die besonders hohe Quote von 61 Prozent an arbeitslosen Frauen ohne Berufsausbildung im Ruhrgebiet. Das Recht auf Arbeit gelte auch für sie. "Denn Arbeit bringt nicht nur Einkommen, sondern auch Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und gesellschaftliche Teilhabe."


Quelle:
KNA