Kardinal Marx fordert politische Maßnahmen gegen anhaltende Fluchtbewegung

Menschenwürde im Fokus

Es können nicht in jedem Jahr eine Million Menschen zu uns kommen, sagt Kardinal Reinhard Marx und fordert zum Jahresende eine menschenwürdige Politik, die die Fluchtursachen in den Blick nimmt.

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich erneut gegen eine menschenunwürdige Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen ausgesprochen. "Es können nicht in jedem Jahr eine Million Menschen zu uns kommen", sagte der Münchner Erzbischof der "Welt am Sonntag". "Die für uns entscheidende Frage aber ist, wie man nun in humanitärer und menschenrechtlich akzeptabler Weise vorgeht."

Zu einer wirksamen Politik zählt Marx eine stärkere Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern der Migranten. "Weiterhin dürfen die Grenzen der EU keine Grenzen des Todes sein wie auf dem Mittelmeer. Niemand darf in eine Situation von Krieg und Verfolgung zurückgeschickt werden." Wer an die EU-Außengrenzen komme, müsse menschenwürdig behandelt werden und ein faires Verfahren erhalten.

Kirche zu Grenzkontrollen

Auf die Frage nach stärkeren Grenzkontrollen sagte der Kardinal, niemand wünsche sich eine Wiederholung der Situation von 2015. Die Kirche habe sich nie gegen Grenzkontrollen ausgesprochen.

Den Vorwurf, die Kirche habe in der Flüchtlingsfrage zu stark moralisiert, wies Marx zurück. "Das Moralisieren ist die Aufgabe der Kirche", sagte er. "Wir haben immer zu fragen, was gutes, wertebezogenes Handeln ist." Er könne keine "Hypermoral" darin erkennen, Menschen nicht einfach ins syrische Kriegsgebiet zurückzuschicken. "Alle sagen doch immer, dass unsere Gesellschaft Werte braucht. Diese sollten wir gerade auch dann ernst nehmen, wenn es um die Schwächsten geht. Ohne Moral gibt es keine Werte."


Quelle:
KNA