Das Oberhaupt der Lateinischen Christen im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, wird von der Jerusalemer Altstadt aus mit einem Autokonvoi über den israelischen Checkpoint in das knapp zehn Kilometer entfernte Bethlehem fahren, wo er von der palästinensischen Bevölkerung begrüßt wird.Anders als seine Vorgänger will Erzbischof Pizzaballa das letzte Wegstück durch die Straßen der Kleinstadt zu Fuß zurücklegen. Ziel ist die Geburtskirche, die unter Kaiser Konstantin über der traditionell als Geburtsort Christi verehrten Grotte errichtet wurde.
Im weiteren Verlauf des Tages erwartet der Patriarchats-Administrator Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Abendessen. Um 24 Uhr feiert er in der an die Geburtskirche angrenzenden katholischen Katharinenkirche die Christmette. Dieser Gottesdienst wird von TV-Stationen in alle Welt übertragen.
Mönche pilgern mit Namensrolle zur Geburtsgrotte
Mit einer Rolle von mehr als 50.000 Namen pilgern die Benediktinermönche der Jerusalemer Dormitio-Abtei in der Weihnachtsnacht nach Bethlehem. In einer Adventsaktion hatten sie in den vergangenen Wochen die Freunde ihrer Gemeinschaft eingeladen, ihnen Namen von Personen zu schicken, für die sie beten und denen sie danken wollten. Die in eine Rolle eingetragenen Namen und die Anliegen der Menschen wollen die Bethlehem-Pilger am Montagfrüh an der Geburtsgrotte niederlegen.
Verbunden mit der Gebetseinladung war ein Spendenaufruf, mit dessen Erlös die Benediktiner eine Reihe ausgesuchter Sozialprojekte in Bethlehem unterstützen.
Dem nächtlichen Pilgerzug wollten sich rund 50 Studierende, Volontäre und Freunde der Abtei anschließen.
Wie in den vergangenen Jahren hat die Dormitio bereits für Mitternacht zu einer Weihnachtsvigil in ihre Klosterkirche auf dem Zionsberg eingeladen. Erwartet werden dazu erneut mehrere hundert Personen, darunter rund 90 Prozent Juden. Es handelt sich um einen Wortgottesdienst mit deutschen Weihnachtsliedern, Schriftlesungen und einer Predigt, in der Abt-Administrator Nikodemus Schnabel den Teilnehmern den Sinn des christlichen Weihnachtsfests erläutern will. Keinesfalls handele es sich um eine Judenmission, wie Schnabel zuvor im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betonte.
Unruhen während der Feiertage?
Überschattet wird das Weihnachtsfest in diesem Jahr von den Unruhen infolge der Jerusalem-Erklärung von US-Präsident Donald Trump.
Seit seiner Äußerung vom 6. Dezember, in der er Jerusalem als Hauptstadt Israel bezeichnete, war der Tourismus in den Palästinensergebieten stark eingebrochen. Auch in Bethlehem kam es anfangs zu Ausschreitungen, die jedoch bald abebbten. In den Monaten zuvor hatte die Geburtsstadt Jesu einen Touristenboom erlebt.