"Es gilt abzuwarten, bis exakte Kirchenmitgliedsstatistiken für die Jahre der Lutherdekade und insbesondere für das Jahr 2017 vorliegen", schreibt er in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Mittwoch. Die kommenden Jahre würden in dieser Hinsicht spannende Aufgaben für Historiker und Religionssoziologen bringen.
Kritik: Wenige Angebote für Kirchenferne und Migranten
So sei bislang offen, was viele Menschen bewegt habe, am Reformationstag 2017 einen Gottesdienst zu besuchen. "Selbst kirchenpolitische Optimisten werden wohl kaum behaupten, es sei mit Hilfe des Reformationsjubiläums gelungen, den Trend zur weiteren Säkularisierung der deutschen Gesellschaft zu brechen", so Lehmann.
Für Kirchenferne seien die Angebote eher "bescheiden" gewesen, für neue Mitbürger mit anderen kulturellen Wurzeln sei "wenig getan" worden.
Auseinandersetzung mit Luthers Antijudaismus
Bemerkenswert sei indes, dass an die Polemiken von Reformator Martin Luther (1483-1546) erinnert worden sei. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dessen antijüdischen Aussagen sei noch nicht abgeschlossen, betonte der Wissenschaftler: "Luthers tiefsitzender Antijudaismus lässt sich aus seiner Theologie nicht herausoperieren, ohne seine theologischen Aussagen insgesamt zu beschädigen."
Lehmann beschrieb zudem eine ökumenische Annäherung durch den Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und den Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. "Das von beiden entworfene Programm kam einem Paradigmenwechsel gleich." Beide hätten die Ökumene ins Zentrum aller Aktivitäten gerückt.