Anschlag auf Kirche

Mehrere Tote in Ägypten

Bei einer Schießerei an einer koptischen Kirche in der Nähe von Kairo sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Fünf weitere seien verletzt, heißt es aus Regierungskreisen. 

Einschusslöcher in Helwan bei Kairo an der Fassade der Mar Mina Kirche / © Aly Fahim (dpa)
Einschusslöcher in Helwan bei Kairo an der Fassade der Mar Mina Kirche / © Aly Fahim ( dpa )

Bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind am Freitag laut Behördenangaben mindestens zehn Menschen getötet worden. Zwei bislang unbekannte Angreifer hatten örtlichen Medienberichten zufolge mit Waffengewalt versucht, in das Gotteshaus im Ort Helwan einzudringen. Einer der Täter wurde demnach von Sicherheitskräften erschossen. Der andere sei auf der Flucht gefasst worden.

 

Ein Video, das lokale Nachrichtenseiten im Internet teilten, zeigt einen Mann, der gefesselt und durch mehrere Schüsse verletzt auf einer Straße liegt, während Sicherheitskräfte umherlaufen. Es soll einen der mutmaßlichen Angreifer zeigen. Der zweite Angreifer sei zunächst geflohen, aber später festgenommen worden, hieß es aus ägyptischen Sicherheitskreisen.  

 

Unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen bereiten sich die orthodoxen Christen in Ägypten derzeit auf ihre Weihnachtsfeiern vor. Die mehrheitlich koptischen Gläubigen befürchten weitere Anschläge von Extremisten. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Videos über soziale Netzwerke verbreitet, die zeigten, wie fanatisierte Mobs in Ägypten Kirchen angriffen und dabei Droh-Parolen skandierten.

Ägyptens Kirchen sind seit Monaten in Sorge wegen drohender Anschläge durch Islamisten. "Wir nähern uns schwierigen Zeiten. Ein Ereignis wird dem anderen folgen", hatte der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., kürzlich gewarnt. Erst kurz vor Weihnachten hatte ein muslimischer Mob die koptische Kirche von Gizeh überfallen.

Spur der Gewalt

Im vergangenen Frühjahr waren bei Terroranschlägen am Palmsonntag auf die Markus-Kathedrale in Alexandria, dem Sitz des koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II., sowie auf die Georgs-Kirche in Tanta 45 Menschen getötet worden. Ende Mai ermordeten islamistische Terroristen bei einem weiteren Angriff auf einen mit koptischen Christen besetzen Bus nahe der Stadt Al-Minya mehr als 20 Menschen. Im November forderte ein Attentat auf muslimische Gläubige in einer Sufi-Moschee im nördlichen Sinai mehr als 300 Todesopfer.

Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Realistische Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 95 Millionen Einwohnern. Nach dem Sturz von Ägyptens Diktator Hosni Mubarak 2011 wurde die Lage für die Christen unter der Herrschaft der Muslimbruderschaft (bis 2013) zunehmend prekär. Immer wieder kam es auch zuletzt zu islamistischen Anschlägen auf Kopten mit teils Dutzenden Toten. 

Anschläge und Übergriffe auf Kopten seit 2000

2. Januar 2000: In Koscheh in Oberägypten töten Muslime 21 Kopten (Zweites Koscheh-Massaker).

7. Januar 2010: Vor der Kathedrale von Nag Hammadi in Ägypten erschießt ein Attentäter nach der Christmette sieben Kopten und einen Muslime.

1. Januar 2011: Bombenanschlag auf die Al-Qiddissine-Kirche in Alexandria; mehr als 20 Tote und rund 100 Verletzte.

7. Mai 2011: Angriffe auf drei koptische Kirchen, Geschäfte und Häuser im Kairoer Arbeiterviertel Imbaba; zehn Menschen, Kopten und Muslime, werden getötet.

Trauer nach Anschlag auf Kopten in Ägypten / © Amr Nabil (dpa)
Trauer nach Anschlag auf Kopten in Ägypten / © Amr Nabil ( dpa )
Quelle:
KNA