Papst Franziskus verurteilt Anschlag auf Moschee in Ägypten

"Akt der Brutalität"

Seit langem versuchen Sicherheitskräfte in Ägypten, einen Ableger der IS auf der Sinai-Halbinsel zu bekämpfen. Nun sind viele Betende bei einem Anschlag in einer Moschee ums Leben gekommen. Vertreter aus Kirche und Politik sind entsetzt.

Angehörige von Überlebenden nach dem Anschlag in Ägypten / © Amr Nabil (dpa)
Angehörige von Überlebenden nach dem Anschlag in Ägypten / © Amr Nabil ( dpa )

Papst Franziskus verurteilte am Freitagabend das Attentat als "Akt der Brutalität gegen unschuldige Bürger, die im Gebet versammelt waren". Dem ägyptischen Volk bekundete er seine Solidarität "in dieser Stunde der nationalen Trauer".

Kardinal Marx: Angriff auf Moschee ist "blasphemisch"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx empfindet es nach eigenen Worten als besonders bedrängend, dass gezielt das Leben von Betenden angegriffen und ausgelöscht wurde. Christen und alle Gläubigen rief der Kardinal zum Gebet für die Toten, ihre Angehörigen sowie für das friedliche Zusammenleben aller Menschen auf. Marx betonte auch: "Wer im Namen der Religion tötet, handelt blasphemisch."

Zum Zusammenhalt der Religionen rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf. Es müsse alles getan werden, "um dem Hass von fanatischen Fundamentalisten den festen Willen zum Frieden entgegenzusetzen". Er sei sehr erschüttert. "Vor wenigen Tagen habe ich die Christen dort besucht und mit Christen und Muslimen über Wege zu Toleranz und friedlichem Zusammenleben gesprochen", so Bedford-Strohm.

Auch der Weltkirchenrat verurteilt den Anschlag. Die "Attacke auf unsere muslimischen Brüder und Schwestern" zeige eine empörende Verachtung des menschlichen Lebens, erklärte der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfarrer Olav Fykse Tveit, am Samstag in einem Kondolenzschreiben an den Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb. "Diese Verachtung ist umso schmerzvoller, wenn betende Menschen getroffen werden", so Fykse Tveit.

"Opfer von Terror sind Muslime"

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland verurteilte die Tat als "barbarischen Terroranschlag" auf muslimische Gläubige. "Einmal mehr sehen wir, dass die meisten Opfer von Terror Muslime sind. Terroristen, gleich welcher ideologischer Couleur bleiben am Ende was sie sind: Mörder, Menschenverächter und Verbrecher", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek. In diesen schweren Stunden seien die Gebete und Gedanken bei den Geschwistern in Ägypten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Bundeskanzlerin kondolierte dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und schrieb: "Gläubige Moslems, die sich zum traditionellen Freitagsgebet in ihrem Gotteshaus getroffen haben, sind Opfer von feigen Mördern geworden." Auch Angela Merkel (CDU) äußerte ihre Bestürzung in einem Telegramm. "Seien Sie versichert, dass Deutschland im Kampf gegen den Terror weiter an der Seite Ihres Landes und der Menschen in Ägypten stehen wird", so Merkel.

"Hinterhältiger Terror"

Auch Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) übermittelte den Familien der Opfer und den Verletzten seine Anteilnahme. "Den hinterhältigen Terror, der mit seinen brutalen Untaten erneut auch vor Gotteshäusern und friedlichen Gläubigen nicht Halt macht, verurteilen wir auf das Schärfste", sagte Gabriel.

Bei dem Anschlag in der ägyptischen Provinz Al-Arisch im Nordsinai, der sich während der muslimischen Freitagsgebete ereignete, starben laut Medienberichten mindestens 305 Menschen. Mehr als 128 weitere Personen wurden verletzt. Den Berichten zufolge explodierte zunächst ein Sprengsatz in der Moschee einer Sufi-Gemeinschaft. Anschließend sollen bewaffnete Männer auf die Beter geschossen haben. Für den Nordsinai wurde der Ausnahmezustand verhängt.

Mehrere Sprengsätze

Wie es aus Sicherheitskreisen hieß, legten Angreifer zunächst mehrere Sprengsätze rund um die Al-Rawdah-Moschee rund 40 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Al-Arisch und zündeten sie, als die Gläubigen nach dem Freitagsgebet herauskamen. Anschließend hätten sie auf Flüchtende geschossen, hieß es weiter.

Auf Bildern, die direkt nach dem Anschlag in den sozialen Netzwerken geteilt wurden, sind zahlreiche Körper zu sehen, die im Innern einer Moschee auf dem Boden liegen und teilweise mit Decken oder Kleidungsstücken abgedeckt sind. Der grüne Teppichboden der Moschee ist voller Blutflecken. Auf anderen Fotos werden Menschen in Krankenwagen und auf der offenen Ladefläche von Autos weggefahren.

International wurde die Tat scharf verurteilt. "Die Welt kann Terror nicht tolerieren, wir müssen sie (die Terroristen) militärisch besiegen und ihre extremistische Ideologie, auf der ihre ganze Existenz fußt, diskreditieren", schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. "Schreckliche und feige Terrorattacke auf unschuldige und wehrlose Gläubige." Bundeskanzlerin Angela Merkel kondolierte mit einem Telegramm und erklärte: "Ich verurteile diesen niederträchtigen Anschlag auf das Schärfste. Seien Sie versichert, dass Deutschland im Kampf gegen den Terror weiter an der Seite Ihres Landes und der Menschen in Ägypten stehen wird."

Suche nach den Angreifern

Ägyptische Sicherheitskräfte waren auf der Suche nach den Angreifern. Sie würden sie in der Umgebung der Moschee verfolgen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Bei dem Gotteshaus soll es sich demnach um eine Moschee eines Sufi-Ordens handeln. Im vergangenen Jahr hatte es in Ägypten mehrere Anschläge auf Christen und Kirchen gegeben. Der ägyptische Staat erklärte eine dreitägige Trauerzeit für die Opfer des Angriffs.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den "barbarischen Terroranschlag" auf Twitter. Großbritanniens Außenminister Boris Johnson zeigte sich "tief erschüttert über den abscheulichen Angriff" und der israelische Erziehungsminister Naftali Bennett sagte, dass "die mörderische Attacke ein Zeugnis dafür ist, dass eine neue Weltordnung um uns herum geschaffen wird". Darin werde unterschieden zwischen Terrorunterstützern wie dem Iran und dem IS und Unterstützern der Menschlichkeit, sagte der führende Minister der israelischen Regierungskoalition.

Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen Angriffen eines Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor allem Sicherheitskräfte sind im Visier der Islamisten. Militär und Polizei gehen in der Region massiv gegen mutmaßliche Terroristen vor. Bei Razzien kam es zuletzt häufiger zu tödlichen Schusswechseln. Die Region im Norden der Halbinsel ist zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet.


Die al-Rawdah-Moschee / © N.N. (dpa)
Die al-Rawdah-Moschee / © N.N. ( dpa )

Papst Franziskus zu Besuch bei den Vereinten Nationen  / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch bei den Vereinten Nationen / © Andrew Medichini ( dpa )

Kardinal Marx / © Berg (dpa)
Kardinal Marx / © Berg ( dpa )

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl (dpa)
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl ( dpa )

Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit (epd)
Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit / ( epd )
Quelle:
dpa , KNA , epd