Was den Papst und die Weltkirche im Jahr 2018 erwartet

Reisen, Reden und Reformen - im Vatikan wird es nicht langweilig

Fünf Jahre wird Franziskus im März im Amt sein. Im neuen Jahr hat er schon mehrere Auslandsreisen und eine große Synode auf dem Programm. Und seine Kurienreform bleibt nicht zuletzt dank interner Widerstände spannend.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

2018 ist wieder Synodenjahr - im Oktober tagen Bischöfe aus aller Welt in Rom unter dem Motto «Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung». Die junge Generation zur Verantwortung in Politik und Glaube, Gesellschaft und Ökologie zu ermutigen und zu befähigen, ist Papst Franziskus ein ernstes Anliegen. Ein Kernthema für das vatikanische Jahr 2018 ist damit gesetzt - was nicht heißt, dass es nicht noch ein paar andere Baustellen gäbe.

Gerade einmal zwei Wochen alt wird das neue Jahr sein, da startet der Papst zu einem Besuch in Chile und Peru. Mit 16 Flugstunden wird es die bislang weiteste Reise für Franziskus, der trotz seiner 81 Jahre weiterhin auf Annehmlichkeiten aller Art verzichtet. In Chile erwartet ihn eine Gesellschaft, die gerade eine Präsidentschaftswahl und harte Auseinandersetzungen um eine Lockerung des Abtreibungsverbots hinter sich hat. Auch das Schicksal der eingeborenen Mapuche und Migration werden eine Rolle im Programm spielen.

Peru

In Peru, der zweiten Station der einwöchigen Reise, trifft Franziskus auf ein ebenso armes wie traditionsreiches Land. Das Verhältnis der Kirche zur Regierung und der Katholiken untereinander ist von manchen Spannungen geprägt, und auch in Peru will sich der Papst besonders den Indigenen zuwenden. Was er den Völkern Amazoniens sagt, gibt womöglich schon ein paar Denkanstöße für die von Franziskus einberufene Amazonien-Synode im Oktober 2019.

Was weitere Papstreisen angeht, gelten Besuche in Irland und im Baltikum als sicher. Im irischen Dublin findet vom 21. bis 26. August das katholische Weltfamilientreffen statt. Auch bei der letzten derartigen Zusammenkunft 2015 im US-amerikanischen Philadelphia hielt Franziskus die Schlussmesse. Beim jetzigen Treffen könnte ein besonderes Thema für Gesprächsstoff sorgen: Wenige Wochen zuvor stimmen die Iren in einem Volksentscheid über eine mögliche Lockerung des Abtreibungsgesetzes ab.

Estland, Lettland und Litauen

Vermutlich Mitte September besucht der Papst Estland, Lettland und Litauen. Dies könnte man als Zeichen verstehen, dass Franziskus auch in Europa "an die Ränder" geht. Seit Johannes Paul II. 1993 war dort kein Papst mehr zu Gast. Nicht zuletzt die geopolitische Lage dieser östlichen NATO-Staaten an der Grenze zu Russland und die gegensätzliche religiöse Landschaft der drei baltischen Staaten werden Erwartungen an die Botschaft des Papstes bestimmen. Ein unverdächtiger Aufhänger für die Reise: Alle drei Staaten erinnern 2018 an ihre Gründung vor 100 Jahren.

Die Idee einer Indien-Reise hat Franziskus noch nicht aufgegeben - jedenfalls sprach er auf dem Rückflug von Bangladesch im Dezember davon. Allerdings liegt der Ball weiterhin im Feld der indischen Regierung: Sie müsste den Papst einladen, zögert aber offenbar mit Blick auf die innenpolitische Gemengelage, in der Hindu-Nationalisten einen solchen Besuch nicht eben bejubeln würden.

Bischofssynode zur Jugend

Vom 3. bis 28. Oktober steht in Rom die ordentliche Bischofssynode zur Jugend an. Dreieinhalb Wochen beraten Bischöfe, Experten und Delegierte darüber, wie die Kirche junge Menschen auf ihrem Glaubensweg und zu einer verantworteten Lebensentscheidung begleiten kann. Seit Bekanntgabe des Themas im Herbst 2016 laufen schon mannigfache Vorbereitungen.

Anfang des Jahres sind die Ergebnisse einer Online-Umfrage auszuwerten, die vergangenen Juni nach mehreren Verschiebungen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit gestartet wurde und die am 31. Dezember enden sollte. Vom 19. bis 24. März sind Vertreter der jungen Generation zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen, das vom Generalsekretariat der Bischofssynode in Rom organisiert wird.

Teilnehmen sollen nach Vatikanangaben auch junge Menschen anderer Konfessionen und Religionen sowie Nichtglaubende. Die Kirche wolle "auf die Stimme, die Gefühle, den Glauben und auch auf Zweifel und Kritik der Jugendlichen hören", hatte der Papst als Maßgabe ausgegeben. So sollen auch die Ergebnisse des Treffens im März in die Synode einfließen.

Internationale Ministrantenwallfahrt

Wie eine junge Kirche sich anfühlt, bekommt der Vatikan im Sommer auch noch auf andere Weise zu spüren. Vom 29. Juli bis 4. August ist die internationale Ministrantenwallfahrt. Während Römer um diese Zeit lieber ans Meer oder in die Berge fliehen, werden Zehntausende Messdiener die Stadt beleben - traditionell mit einer besonders starken Beteiligung aus Deutschland und Österreich.

Auf der anderen Seite der Altersskala wird sich ebenfalls ein bisschen etwas bewegen: Etliche Kardinäle erreichen die Altersgrenze von 75 Jahren, unter anderen Angelo Bagnasco in Genua und Dominik Duda in Prag, Crescenzio Sepe in Neapel, Patrick D'Rozario in Dhaka und Andres Yeom Soo-jung in Seoul sowie Erzbischof John Hung Shan-chuan in Taiwan. Es bleibt zu sehen, wie konsequent der Papst hier die Pensionsgrenze einhält. Ein paar Kardinäle vollenden zudem das 80. Lebensjahr. Damit scheiden sie aus dem Kreis der Papstwähler und aus dem Kuriendienst aus. Dies betrifft etwa den Präsidenten des Rats für Gesetzestexte, Francesco Coccopalmerio, und den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Angelo Amato.

Personalentscheidungen

Unabhängig davon sind in der Kirchenzentrale wichtige Personalentscheidungen zu erwarten. In der Finanzbehörde ist der Leitungsposten von Kardinal George Pell durch dessen prozessbedingte Abwesenheit verwaist und das Amt des Wirtschaftsprüfers seit Juni 2017 unbesetzt. Würde der scheidende Heiligsprechungspräfekt Amato durch den Leiter einer anderen Behörde ersetzt, zöge dies ein entsprechendes Stühlerücken nach sich. Ungewiss ist auch, wie der Papst mit dem anhaltenden Widerstand verschiedener Kurienmitarbeiter verfährt.

Zum Jahreswechsel hat sich die vatikanische Medienreform auf ihre letzte und schwierigste Etappe begeben - die Umsetzung in der Praxis. In Anbetracht der Rolle, die öffentliche Kommunikation für die kirchliche Botschaft spielt, wird 2018 ein wichtiges Jahr für die Erprobung der neuen Strukturen und Formate. Auch auf anderen Foren, etwa die Päpstlichen Akademien und Veranstaltungen der vatikanischen Entwicklungsbehörde, versucht Franziskus offenbar verstärkt Akzente zu setzen. Für Ende Mai ist bereits eine ökumenische Weltkonferenz zu Fremdenhass und Populismus angekündigt. Es wird nicht die einzige derartige Initiative im kommenden Jahr bleiben.


Quelle:
KNA