DOMRADIO.DE: Worum genau geht es beim Inter-Religiösen Runden Tisch?
Bettina Förster (Inter-Religiöser Runder Tisch von Köln-Mülheim): Man kann sich das so vorstellen: Da treffen sich Vertreter von neun unterschiedlichen Religionsgemeinschaften regelmäßig in Köln-Mühlheim. Wir sitzen zusammen, tauschen uns aus und lernen uns gegenseitig kennen. Die Treffen finden meistens an verschiedenen Orten statt: Mal sitzen wir in einem muslimischem Raum, mal sind wir in einer christlichen Gemeinde.
DOMRADIO.DE: Worum geht es dann bei den Treffen?
Förster: Bei den Treffen reden wir darüber, was uns bewegt. Denn wenn ich verstanden habe, was zum Beispiel die Muslime gerade bewegt, kann ich das als Multiplikator weitergeben in meine Religionsgemeinschaft. Außerdem sind wir auch eine Arbeitsgemeinschaft: Das heißt, wir organisieren Veranstaltungen für die Menschen im Stadtteil. Themenabende sind uns sehr wichtig, wie zum Beispiel: "Armut aus Sicht der Religionen" oder "Wie wird meine Religion missbraucht und wie gehe ich damit um?"
DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich von solchen Abenden?
Förster: Zunächst hält ein Vertreter aus jeder Religion einen Impulsvortrag und danach können die Besucher Fragen stellen. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der Austausch und Begegnung stattfinden. Das haben wir so beim Fest der Religionen erlebt. Da gab es ein buntes, kulturelles Programm, zu dem mehr als 200 Menschen gekommen waren, die miteinander ins Gespräch gekommen sind.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn keine Berührungsängste?
Förster: Von solchen Berührungsängsten hören wir oft. Wir sagen deswegen: "Die einzige Möglichkeit dem entgegenzuwirken, ist der Dialog." Darum wollen wir Raum für Begegnung schaffen.
DOMRADIO.DE: Was ist für Sie die Bereicherung dabei?
Förster: Einmal ist es schön, Wissen zu erlangen und Menschen kennenzulernen. Es gibt so eine Vielfalt von Kulturen in Köln-Mühlheim. Wir sitzen so nah beieinander in unseren Stadtteilen und wissen doch so oft nichts voneinander. Außerdem ist es bereichernd, dass wir etwas bewegen können. Ein Muslim hat mir gesagt, die Arbeit bewirke, dass wir uns besser verstehen würden. Ein christlicher Pfarrer sagte mir: "Wir bemerken, dass die Arbeit ein gutes Miteinander bewirkt. Wir kennen einander, wir wissen voneinander. Wir gehören zusammen als Bürger eines Stadtteils."
DOMRADIO.DE: Inwiefern hat der Arbeitskreis das geschafft und die Atmosphäre im Stadtteil verändert?
Förster: Wir versuchen natürlich auch über unsere Veranstaltungen nach außen zu wirken. Als Beispiel kann ich die Aktion "Wir stehen für den Frieden" nennen. Das war eine Aktion, bei der wir uns eine Stunde lang auf den Wiener Platz gestellt haben - und zwar so zehn oder fünfzehn Mal. Jeder von uns hatte eine Kerze und Plakate mit der Aufschrift: "Wir stehen für den Frieden". Viele haben uns daraufhin angesprochen. Was mich besonders berührt hatte, war das eine ältere Dame auf mich zukam, die ich aus meiner Gemeinde kannte. Sie sagte nichts, lächelte, nahm sich eine Kerze und hat sich für eine Weile neben mich gestellt. Das hat mir Mut gemacht.
Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.