Rheinische Kirche sucht richtigen Umgang mit dem Islam

Dialog und Akzeptanz

Sollen Christen Muslime bekehren? Glauben sie an denselben Gott? Auf diese und weitere Fragen sucht die Synode der rheinischen Kirche diese Woche bei ihrer Jahrestagung eine Antwort.

Auf der rheinischen Landessynode wird das Verhältnis zwischen Kirche und Islam diskutiert / © Harald Oppitz (KNA)
Auf der rheinischen Landessynode wird das Verhältnis zwischen Kirche und Islam diskutiert / © Harald Oppitz ( KNA )

In einer kontroversen Debatte hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Montagabend über das theologische Verhältnis von Christentum und Islam diskutiert. Umstritten war unter den über 230 Synodalen in Bad Neuenahr unter anderem, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben und ob die Konversion von Muslimen zum Christentum ein Ziel des Dialogs sein kann.

Der Baseler Theologieprofessor Reinhold Bernhardt warb für einen weiten Dialogbegriff und um Akzeptanz für die Haltung, dass nicht gesagt werden könne, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben.

Positionsbestimmung für Begegnung mit Muslimen

Das Kirchenparlament der über 2,5 Millionen rheinischen Protestanten will bis Freitag eine theologische Positionsbestimmung für die Begegnung mit Muslimen beschließen. Die Vorsitzende des Theologischen Ausschusses, Ilka Werner, warb für eine Vorlage, die nun zunächst in vier Ausschüssen und dann erneut im Plenum diskutiert wird.

Ziel des interreligiösen Dialogs ist danach nicht die Konversion von Muslimen zum Christentum, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen, gemeinsames Handeln und das Aushalten von Differenzen.

Die Autoren des Positionspapiers gingen davon aus, dass Christen und Muslime ihren Glauben beide als Ausdruck ihrer "Bindung an den einen Gott" verstehen, erläuterte die Superintendentin des Kirchenkreises Solingen. In einem Antrag des Kirchenkreises Wetzlar an die Synode heißt es dagegen: "Wir nehmen wahr, dass der Islam an einen Gott glaubt, können aber von unserem Bekenntnis her unmöglich zustimmen, dass es dabei um den dreieinigen Gott geht, den wir anbeten."

Unterschiedliches Gottesbild in Islam und Christentum

Theologieprofessor Bernhardt erklärte, dass sich im Glauben an einen Gott in den Religionen vor allem ein Unterschied in der Art zeige, wie dieser Gott sich den Menschen mitteile. "Der christliche Glaube sieht Christus als den entscheidenden Identitätsausweis Gottes", sagte der Professor für Systematische Theologie der Universität Basel.

Die Offenbarung Gottes in Christus sei aber wiederum eine andere als die Offenbarung Gottes im Koran. "Daraus folgt nun aber nicht mit Notwendigkeit, dass auch der Offenbarer ein anderer ist."

Der tansanische Bischof Alex Malasusa verwies darauf, dass jeder in einem Dialog über seinen eigenen Glauben informiert sein müsse. "Startet keinen Dialog, wenn ihr nicht die Grundlagen eures Glaubens kennt", riet der Bischof der tansanischen Ostküstendiözese den Synodalen. Muslime respektierten Christen, wenn sie ihren Glauben und ihre Schrift kennen.

Jugend, sozialer Zusammenhalt, Antisemitismus

Neben dem Thema Islam beschäftigte die Synodalen auch der vierte Jugendbericht. Landesjugendpfarrerin Simone Enthöfer hob den Erfolg kirchlicher Jugendarbeit hervor, bei der junge Leute aktiv eingebunden sind. Sie warnte vor einem Fachkräftemangel. Zur rheinischen Kirche gehören rund 650.000 getaufte Kinder und Jugendliche. Junge Leute sollen künftig stärker einbezogen werden, dazu ist unter anderem eine Jugendsynode im Januar 2019 geplant.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski sprach sich in seinem Jahresbericht vor der Synode für mehr sozialen Zusammenhalt und eine bessere Bekämpfung des Antisemitismus aus. Er forderte spezielle Beauftragte bei der Bundesregierung und in den Ländern. Mit Blick auf die Zukunft der rheinischen Kirche warb er für ein "Erprobungsgesetz", das die Realisierung alternativer Gemeindeformen wie Jugendkirchen erleichtern soll.


Quelle:
epd
Mehr zum Thema