Beide Religionen stünden "auch im Kampf gegen die Barbarei des religiösen Fanatismus" eng beisammen, sagte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr am Freitag in Erfurt. So hätten Austausch und Zusammenarbeit von Juden und Christen in Deutschland einen Modellcharakter, wie ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Religionen gelingen könne.
Neymeyr ist in der Deutschen Bischofskonferenz in besonderer Weise für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig.
Einspruch gegen Antisemitismus
Der Bischof des Bistums Erfurt mahnte, dass die katholische Kirche gegen jede Form von Antisemitismus Einspruch erheben müsse: "Es kann nicht sein, dass sich Juden in Deutschland aus Furcht vor Gewalt und Anpöbelung nicht trauen, die Kippa tragen." Zugleich erinnerte er daran, dass es "jahrhundertelang einen Antijudaismus in der katholischen Kirche gab, der uns bis heute beschämt".
Zwischen Juden und Christen gebe es inzwischen jedoch eine grundlegende Neubewertung der Beziehungen zueinander. "Das muss auch theologischerseits weiter reflektiert werden", forderte der Bischof.
Höhepunkt zwischen katholischer Kirche und Judentum
Er verwies auf die erste offizielle Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Verhältnis von Juden und Christen. Das im vergangenen August Papst Franziskus überreichte Papier "Zwischen Jerusalem und Rom" sei ein einzigartiges Dokument, dass einen Höhepunkt in den Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Judentum markiere und einen "Durchbruch für eine gemeinsame friedlichen Zukunft" darstelle.
Neymeyr sprach bei einer Tagung zum 65. Geburtstag des Fundamentaltheologen Michael Gabel. Von 2011 bis 2017 stand er der Katholisch-Theologischen Fakultät in Erfurt als Dekan vor.