DOMRADIO.DE: Warum sind Sie Ständiger Diakon geworden?
Willibert Pauels (Ständiger Diakon und Büttenclown): Weil ich immer auf die Bühne wollte. Es war tatsächlich so. Als Kind nahm mich meine Mutter mit in die Kirche - in die prächtige vorkonziliare Liturgie. Und ich sah den Priester im prächtigen Gewand am Hochaltar. Und da war für mich klar: Willibert, du willst Priester werden. Und das habe ich ja auch tatsächlich angestrebt. Ich sage scherzhaft immer, ich wollte Priester werden, aber meine Hormone wollten nicht. Damit war der Traum vom Altardienst ganz nah am Mysterium ausgeträumt. Und dann kam - ich hätte beinahe gesagt - die "kölsche" Lösung. Das heißt beides: Du darfst heiraten, aber du darfst auch ganz nahe am Mysterium sein. Das war die Erfüllung einer ganz tiefen Sehnsucht. Und ich bin mit Leib und Seele gerne ein ständiger Diakon.
DOMRADIO.DE: Was sind für Sie die wichtigsten Wesenszüge dieses Amtes?
Pauels: Schon in der Urkirche war die Hauptaufgabe der Dienst am Nächsten, an den Armen, an denen, die am Rande stehen. Und das ist auch tatsächlich immer noch ein ganz wesentlicher Teil des Diakonendienstes. Da muss ich mit einem etwas schlechten Gewissen passen, denn mich fasziniert ja am Diakonenamt, dass, was er auch darf, nämlich das Evangelium verkünden, assistieren bei der Heiligen Messe und predigen. Ich rede ja schrecklich gerne ... Das darf ich eben im Teil der Verkündigung des Diakonenamtes auch. Aber meine Predigten sind keine Büttenreden, sondern ich erzähle von meinem Glauben. Ich will ein gläubiger Mensch sein. Und davon kann ich in meinen Predigten erzählen. Und das ist wunderbar.
DOMRADIO.DE: Warum ist die 50-jährige Geschichte des Ständigen Diakonats eine Erfolgsstory?
Pauels: Weil eine Weihe von Männern und auch von Frauen nicht abhängig sein darf von Hormonen. Ich bin also für den freiwilligen Zölibat. Wobei der Zölibat einen ganz hohen Wert hat und sich ja in allen Religionen findet, die ernsthaft sind. Aber es ist immer freiwillig. Und ich bin der Meinung, die Entscheidung, wer das Charisma hat zum Priestertum und zur Weihe, wer berufen ist, egal ob Mann ob Frau, ob verheiratet oder nicht, sollte nicht an den Hormonen hängen, sondern an der Begabung und an der Fähigkeit.
Das Weiheamt des Ständigen Diakons, bei dem das Verheiratetsein keine Hürde ist, hat natürlich auch dazu beigetragen, dass diesen Weg viele Männer gegangen sind. Wir haben tolle und fähige Männer im Dienst des Diakonats hier im Erzbistum Köln. Da sind ganz tolle Männer dabei und vielleicht - Heiliger Geist erhöre uns - auch irgendwann einmal ganz tolle Frauen.
DOMRADIO.DE: Auf was lässt sich denn die Ehefrau eines Ständigen Diakons ein?
Pauels: Es wird ja immer gesagt, die Frau müsse das mittragen. Aber ich bin der Meinung, das muss man nicht zu hoch hängen. Natürlich müssen die Frau und die Familie das unterstützen, sonst gibt es ja nur Konflikte. Ich wünschte mir allerdings, dass auch die Institution Kirche die Familie insofern unterstützen würde, in dem sie zum Beispiel diesen ständigen Wohnraumwechsel zu immer neuen Pfarreien nicht mehr verlangt. Daran scheitern viele Entscheidungen von jungen Männen, die gerne Diakon werden wollen, aber natürlich gerne an einem Ort wohnen bleiben möchten. Diese Residenzpflicht sollte niemals ein Hindernis sein für fähige junge Männer.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja Ständige Diakone im Nebenberuf und im Hauptberuf, wie bei dir. Wo ist da der Unterschied?
Pauels: Ich würde das in der Bedeutung gar nicht so voneinander unterscheiden. Wenn ich etwas hauptberuflich mache, mache ich das eben hauptsächlich. Aber auch ein Diakon im Hauptberuf muss mitten in der Welt sein, wenn er ein guter Diakon sein will. Wenn er wirklich eine gewisse Trennung von Welt und Berufung zum Weiheamt haben möchte, steht ihm ja das Mönchstum zur Verfügung, wo dann auch eine verpflichtende zölibatäre Lebensform Sinn macht.
Wenn ich aber merke, dieser Beruf erfüllt mich wirklich voll und ganz, dann spricht nichts dagegen, das hauptberuflich zu machen. Wenn man den Dienst aber als sehr gute Ergänzung zum Hauptberuf sieht, ist das doch auch in Ordnung. Ich muss eben spüren, wo ich zu Hause bin, wo ich wirklich Ich bin. Und in meinem Fall ist das ganz eindeutig, Diakon zu sein und aber auch mit ganzem Herzen auf der Bühne zu sein. Ich möchte auf beiden Bühnen sein: Auf der Altarbühne und auf der Kabarettbühne und Karnevalsbühne. Da bin ich vollkommen zu Hause und habe von daher auch die beste Ausstrahlung, von dem zu erzählen, wofür geweihte Menschen da sind, nämlich von Gott und vom Glauben und von dem wunderbaren Geschenk, glauben zu können.
Das Interview führte Stephan Baur.