Das Bistum Regensburg hat Opfern, die massive körperliche Gewalt durch kirchliche Mitarbeiter erlitten haben, im vergangenen Jahr insgesamt 178.000 Euro ausbezahlt. Im Schnitt seien fast 4.000 Euro je Antragsteller ausgehändigt worden, achtmal sei die Höchstsumme von 5.000 Euro entrichtet worden, teilte die Pressestelle der Diözese in ihrem Zwischenbericht am Freitag mit. Die Betroffenen seien als Kinder an verschiedenen Orten schutzlos Körperverletzungen und seelischen Demütigungen ausgesetzt gewesen.
Hilfe für massive Körperverletzungen
Regensburg hatte vor einem Jahr als bisher erstes und einziges deutsches Bistum angekündigt, Menschen helfen zu wollen, denen kirchliche Mitarbeiter massive Körperverletzungen zugefügt hatten.
Dabei geht es um Taten, die strafrechtlich nicht mehr verfolgt werden können, da sie verjährt sind oder der Täter gestorben ist. Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich zu diesem Schritt entschieden. Anlass für das vorerst bis Sommer 2018 befristete Projekt seien die Erfahrungen bei der Aufarbeitung der Fälle bei den Regensburger Domspatzen gewesen.
75 Antragsteller
Laut Bistum hatten bis 31. Dezember 75 Personen einen Antrag auf Anerkennung erlittener körperlicher Gewalt gestellt. Von diesen seien 47 bearbeitet und positiv beschieden worden. Von den 28 übrigen Anträgen seien zuständigkeitshalber 12 an Orden, andere Bistümer oder kirchliche Institutionen einvernehmlich weitergeleitet worden. Bei einem Antrag habe der Betroffene die Weiterleitung untersagt.
Die beschuldigten Täter seien verstorben oder in einem Alter und Gesundheitszustand, der es nicht erlaube, die Auseinandersetzung mit den Vorwürfen zu fordern, hieß es. Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs erklärte, er könne nur an ihrer Stelle und im Namen des Bistums die Bitte um Vergebung aussprechen. Schwerpunktmäßig ereigneten sich die Taten laut Bericht in den 1960er und 70er Jahren. Auch von 1986 liege eine Beschreibung vor.
Dankbarkeit für alle Schilderungen
Zudem dankte Fuchs allen, die sich bei der Diözese 2017 mit ihren Schilderungen gemeldet hätten. "Sie haben uns damit ein großes Vertrauen geschenkt. Wir haben verstanden, wie tief diese Übergriffe verletzten, demütigten und wie oft sie zu Folgen für den ganzen weiteren Lebensweg führten." Geschildert worden seien "brutale und unmenschliche Übergriffe", die auch zu den berichteten Tatzeitpunkten von dem damals geltenden Züchtigungsrecht in keiner Weise gedeckt gewesen seien.
Das Bistum forderte weitere mögliche Betroffene auf, sich zu melden. "Schicken Sie uns bitte ihre Berichte und nutzen Sie den Antrag auf Anerkennung erlittenen Leids." Ansprechpartner ist der Nürnberger Rechtsanwalt Michael Scheulen.