Papst redet Weltwirtschaftsforum in Davos ins Gewissen

"Macht der Unternehmerschaft"

Zum Start des Weltwirtschaftsforum in Davos hat auch Papst Franziskus deutliche Worte an die Mächtigen gerichtet. Es sei jetzt an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen, damit jeder in Würde leben könne.

In Davos hat das Weltwirtschaftsforum begonnen / © Gian Ehrenzeller (dpa)
In Davos hat das Weltwirtschaftsforum begonnen / © Gian Ehrenzeller ( dpa )

Papst Franziskus hat das Weltwirtschaftsforum in Davos zu deutlich stärkeren Anstrengungen für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit aufgefordert. Menschen drohten "zu bloßen Zahnrädern im Getriebe einer Maschinerie zu werden, die sie als bloße Konsumgüter behandelt", schrieb er in einem Brief an Klaus Schwab, den Gründer und Präsidenten des Weltwirtschaftsforums. Sobald diese Menschen für die Maschinerie nicht mehr nützlich erschienen, würden sie "skrupellos entsorgt".

"Es ist eine moralische Pflicht, eine Verantwortung für jedermann, die entsprechenden Bedingungen zu schaffen, damit jede menschliche Person in Würde leben kann", mahnte der Papst. Wenn sie sich der Gleichgültigkeit und "Wegwerfkultur" widersetze, hätte die Unternehmerschaft enorme Macht, wirksam etwas zu verändern. Sie könne die Produktivität erhöhen, neue Arbeitsplätze schaffen, Arbeitsschutzgesetze zu beachten, gegen Korruption zu kämpfen und sich für das Gemeinwohl einzusetzen."Nur durch den festen Entschluss aller wirtschaftlichen Akteure können wir hoffen, dem Schicksal unserer Welt eine andere Wendung geben zu können", so Franziskus. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, der Verantwortung zur Entwicklung der Menschheit gerecht zu werden

Gegen Protektionsmus

Mit Warnungen vor der zunehmenden Abschottung einzelner Staaten hatte in Davos das Weltwirtschaftsforum (WEF) begonnen. "Die Kräfte des Protektionismus erheben ihre Köpfe gegen die Globalisierung", sagte Indiens Regierungschef Narendra Modi am Dienstag in seiner Eröffnungsrede. Er verwies auf neue Zölle sowie stockende Verhandlungen bei internationalen Handelsverträgen.

Modi stellte sich damit deutlich gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump, dessen Regierung erst am Montag neue Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarpaneele bekanntgegeben hatte. Der Schweizer Präsident Alain Berset betonte: "Misstrauen vor Multilateralität und Freihandel verstärkt bestehende Klüfte und vertieft sie noch." Wer sich vor Zusammenarbeit fürchte, ziehe sich aus der Welt zurück, sagte Berset auch mit Blick auf die "Amerika zuerst"-Politik Trumps, den er in diesem Zusammenhang aber nicht namentlich nannte. "Furcht ist kein Treibstoff für Innovationen."

Trumps Botschaft ist unklar

Trump wird an diesem Donnerstag in Davos erwartet. Seine Rede ist zum Abschluss der viertägigen Tagung am Freitag geplant. Gerätselt wird in Davos, was Trumps genaue Botschaft sein wird. Das Weltwirtschaftsforum selbst hat sich den weltweiten Freihandel auf die Fahnen geschrieben. Insgesamt diskutieren in dem Schweizer Alpenort mehr als 3000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unter dem Motto "Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrissenen Welt".


Trump vor der UNO  / © Richard Drew (dpa)
Trump vor der UNO / © Richard Drew ( dpa )
Quelle:
KNA