Papst Franziskus nannte am Donnerstagabend konkret die Flucht vor Konflikten und Armut, Menschenhandel, Hunger sowie zunehmende Ungleichheiten. Wie traditionell üblich leitete der Papst das Abendgebet in der römischen Kirche Sankt Paul vor den Mauern zum Ende der 51. Gebetswoche. Wie immer nahmen auch Vertreter anderer Kirchen und Gemeinden Roms teil.
Kardinal Koch: "Auch wir müssen uns bekehren"
In seiner Predigt erinnerte Franziskus an die gemeinsame Basis der Taufe und daran, dass Märtyrer verschiedener Konfessionen gemeinsam den Glauben bezeugten. Mit Blick auf noch trennende Unterschiede unterstrich er Gemeinsamkeiten: Alle seien Teil des Volkes Gottes, "Brüder und Schwestern, geliebt vom einzigen Vater".
Franziskus sagte in seiner Predigt: "Je mehr wir im geistlichen Leben wachsen, desto besser verstehen wir, dass die Gnade (Gottes) uns gemeinsam erreicht und mit den anderen geteilt werden muss." Er bezog sich damit auf die Bekehrung des Apostels Paulus, die die katholische Kirche am 25. Januar begeht.
Auch der vatikanische Ökumeneverantwortliche, Kardinal Kurt Koch, ging in seinem Grußwort bei der Vesper auf Paulus ein. Seine Bekehrung mahne die Christen heute: "Auch wir müssen uns bekehren.
Die Bekehrung ist die tiefste Seele jeglicher ökumenischen Anstrengung", so der Schweizer Kurienkardinal. Die Spaltung der Christen verletze nicht nur "den einen Leib Christi", sondern beeinträchtige auch die Glaubwürdigkeit bei der Verkündung des Evangeliums, sagte der Präfekt des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen.
Evangelischen Pfarrer verabschiedet
An dem gemeinsamen Abendgebet nahmen unter anderen Vertreter des Ökumenischen Patriarchats sowie der anglikanischen Kirche teil sowie eine evangelisch-lutherische Delegation aus Finnland. Kurz vor dem Schlusssegen rief Franziskus den scheidenden Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom, Jens-Martin Kruse, zu sich. "Unser Bruder, der lutherische Pastor in Rom, verabschiedet sich nach zehn Jahren, um eine neue Arbeit in Hamburg zu beginnen. Ich habe ihn gebeten, zu kommen und auch uns allen seinen Segen zu geben."
Wie üblich waren zudem der römische Klerus sowie Laien des Bistums Rom gekommen. 2018 stand die ökumenische Gebetswoche unter dem Motto: "Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke."