Migrationsforscher warnt vor Kreuz-Abnahme

Ein falsches Signal?

Der Dresdener Migrationsforscher Oliviero Angeli hält die Abnahme von Kreuzen aus vermeintlicher Rücksichtnahme gegenüber andersgläubigen Zuwanderern für nicht hilfreich. Zuvor war ein Jugendrichter in Oberbayern in die Kritik geraten.

Gerichtssaal ohne Kreuz / © Martin Gerten (dpa)
Gerichtssaal ohne Kreuz / © Martin Gerten ( dpa )

"Es gibt sicherlich Fälle von radikalisierten Minderheiten, die ein Problem mit einem Kreuz haben. Aber ich bezweifle, dass sich die große Mehrheit der Zuwanderer dadurch gestört fühlt", sagte Angeli der "Welt" (Freitag).

Die allermeisten hätten kein Problem zu akzeptieren, dass der kulturelle Kontext, in dem sie jetzt lebten, christlich geprägt sei, ergänzte der wissenschaftliche Koordinator des Mercator-Forums Migration und Demokratie der Technischen Universität Dresden: "Damit ist das häufig auch nur eine Symboldiskussion, die einen Teil der Einheimischen ärgert und für Zuwanderer nur bedingt von Nutzen ist."

Debatte in Oberbayern

Ein Jugendrichter im oberbayerischen Miesbach hatte in den letzten Tagen für heftige Debatten gesorgt, weil er im Prozess gegen einen afghanischen Asylbewerber das Kruzifix aus dem Verhandlungssaal entfernen ließ. Er wollte dem Angeklagten damit verdeutlichen, dass in Deutschland die Religion nicht über dem weltlichen Gesetz und auch nicht über der Justiz steht. Laut Zeugenaussagen hatte der 21-jährige Angeklagte als Sympathisant eines radikalen Islam einen geflohenen Landsmann bedroht, weil dieser Christ geworden war.

Neben anderen hatte Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) die Abnahme des Kreuzes als falsches Signal kritisiert: "Wer einem anderen mit dem Tod droht, weil dieser Christ geworden ist, sollte dem Kreuz ins Augen sehen können", sagte er der "Bild"-Zeitung. Auch die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) bezeichnete das Vorgehen des Richters als "in höchstem Maße unsensibel gegenüber den Gefühlen der Opfer".


Quelle:
KNA