Steinmeier nennt religiöses Zusammenleben im Libanon vorbildlich

"Miteinander von Religionen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das Zusammenleben im Libanon als vorbildlich bezeichnet: "Das Mit- und Nebeneinander von Bevölkerungsgruppen und Religionen über konfessionelle Grenzen hinweg hat Vorbildcharakter."

Moschee im libanesischen Baalbek / © Chloe Sharrock (KNA)
Moschee im libanesischen Baalbek / © Chloe Sharrock ( KNA )

Das sagte Steinmeier nach dem Gespräch mit dem libanesischen Staatspräsidenten Michel Aoun am Montag in Beirut. Vielleicht sei diese Errungenschaft noch bedeutsamer mit Blick auf andere Länder, in denen das religiöse und gesellschaftliche Zusammenleben schwieriger geworden sei. Aoun erklärte, dass alle religiösen Gruppen im Libanon das Zusammenleben erlernen mussten. Weltweit gebe es viele Libanesen infolge der zahlreichen Migrationswellen. "Libanesen können sich überall anpassen", so Aoun. 

Steinmeier und Aoun gingen auch auf die Flüchtlingslage im Libanon ein. Aoun sagte, dass der Libanon eine große Last trage und diese auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohe. Er sprach von 1,8 Millionen Flüchtlingen seit Ausbruch des Syrienkrieges. Offiziell anerkannt sind laut UN derzeit gut eine Million syrische Flüchtlinge.

Libanon fordert gemeinschaftliches Kümmern um Flüchtlinge

Die internationale Gemeinschaft müsse sich gemeinsam um die Flüchtlinge kümmern mit Fokus auf eine Rückkehr der Menschen in ihre Heimat. Syrer im Libanon hätten zu verstehen gegeben, dass sie einverstanden wären, in sichere Zonen zurückzukehren, sagte Aoun. Es gebe viele solcher sicheren Zonen und Syrer könnten sich in wenigen Tagen dort niederlassen.

Steinmeier erklärte, dass Deutschland aufgrund der eigenen Erfahrungen sich bewusst sei, wie groß die wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung eines großen Flüchtlingszuzugs sei. Mit Blick auf die überwiegenden Teile in Syrien müsse aber davon ausgegangen werden, dass dorthin noch keine Flüchtlinge zurückgesendet werden könnten, sagte Steinmeier.

Treffen mit Religionsvertretern

Am Dienstag traf sich Steinmeier mit Vertreter der 18 im Land anerkannten Religionen. "Der Religionspluralismus des Libanon und das friedliche Zusammenleben der Menschen über konfessionelle Grenzen hinweg - das hat in der Tat Vorbildcharakter für die Region", sagte der Präsident in seinem Eingangsstatement in Beirut. Dem Engagement der Religionsvertreter sei es zu verdanken, "dass das soziale und religiöse Gefüge des Libanon trotz der großen Belastungen der vergangenen Jahre" habe bewahrt werden können.

Das gut 70-minütige Treffen fand am Sitz des Großmuftis der Libanesischen Republik, Scheich Abdul Latif Derian, statt. Seit dem sogenannten Taif-Abkommen von 1989 teilen sich sieben christliche Konfessionen und vier muslimische Gruppen nach einem festen Schlüssel paritätisch die Sitze im libanesischen Parlament. Eine Staatsreligion kennt das Land nicht. Im täglichen Leben ist das sozial-religiöse Gefüge nach Angaben von Einheimischen indes oftmals brüchiger als offiziell beschrieben.


Quelle:
KNA