Daten und Fakten über die Pflege in Deutschland

Eine riesige Baustelle

Rund 800.000 Menschen arbeiten in der deutschen Autoindustrie. In der Alten- und Krankenpflege sind es mehr als eine Million. Union und SPD haben sich jetzt auf Verbesserungen in der Pflege verständigt. Die Baustelle bleibt.

Autor/in:
Christoph Arens
Daten und Fakten über die Pflege in Deutschland  / © Arno Burgi (dpa)
Daten und Fakten über die Pflege in Deutschland / © Arno Burgi ( dpa )

Wie viele Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig?

Nach vorläufigen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums erhielten Ende des Jahres 2017 rund 3,3 Millionen Menschen Leistungen der gesetzlichen und der privaten Pflegeversicherung; davon waren 3,1 Millionen Bundesbürger gesetzlich versichert. Nach der im vergangenen Jahr veröffentlichten Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes gab es Ende 2015 rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige. Von ihnen wurden 783.000 oder 27 Prozent vollstationär in 13.600 Pflegeeinrichtungen versorgt. 2,08 Millionen Personen wurden zu Hause betreut, davon 1,38 Millionen allein durch Angehörige und 692.000 auch durch 13.300 ambulante Pflegedienste.

Zugleich meldete das Statistische Bundesamt für 2015 rund 18,7 Millionen Patienten in den rund 2.000 Krankenhäusern. Experten gehen davon aus, dass sowohl die Zahl der Krankenhauspatienten als auch die Zahl der altersbedingt Pflegebedürftigen in der alternden Gesellschaft stark zunehmen werden. Letztere Zahl dürfte bis 2030 um 34 Prozent auf 4,1 Millionen steigen.

Wie viele Menschen arbeiten in Deutschland in der Pflege?

Die Zahlen über die Beschäftigten in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege gehen stark durcheinander. Das liegt unter anderem daran, dass die Statistiken zum Teil unterschiedliche Berufsbilder und Ausbildungsformen beschreiben. Außerdem gibt es keine zentrale Stelle, die die Zahlen erfasst.

Nach einer Schätzung des Deutschen Pflegerats gibt es zwischen 1 und 1,2 Millionen Beschäftigte in der Alten- und Kranken- und Kinderkrankenpflege. Gemeint sind ausschließlich Pflegekräfte, die mindestens eine dreijährige Ausbildung absolviert haben. Nach einem Bericht der Bundesanstalt für Arbeit waren 2014 rund 617.000 Altenpflegekräfte in Deutschland erwerbstätig. Rund 230.000 Personen davon oder 45 Prozent gingen einer Tätigkeit als Altenpflegehelfer nach, für die üblicherweise weniger als zwei Jahre Ausbildung erforderlich sind. 284.000 Personen oder 55 Prozent waren als examinierte Fachkraft nach dreijähriger Ausbildung tätig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiteten in der Kranken- und Kinderkrankenpflege mehr als 900.000 Menschen. Diese Zahl umfasst sowohl ausgebildete Fachkräfte als auch Hilfskräfte. Die Rede ist vom Fachkräftemangel in der Pflege.

Wie groß ist die Lücke?

Nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) könnten im Jahr 2035 in den Pflege- und Gesundheitsberufen rund 270.000 Fachkräfte fehlen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung rechnet sogar mit einer Lücke von 500.000 Vollzeitkräften, wenn sich die Zahl der Pflegebedürftigen wie prognostiziert erhöht. Schon heute gibt es nach Angaben von Experten Personalengpässe: So kamen laut Bundesagentur für Arbeit im März 2017 auf 14.600 offene Fachkräftestellen lediglich 3.000 arbeitslos gemeldete Altenpflegefachkräfte. Als Reaktion auf den Fachkräftemangel wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Altenpfleger aus dem Ausland angeworben: Lag der Anteil der Ausländer an den beschäftigten Altenpflegern 2013 noch bei 6,8 Prozent, so erhöhte er sich bis 2015 auf 8,5 Prozent (44.000 Beschäftigte).

Wie viel verdienen Pflegekräfte in Deutschland?

Nach einer Mitte Januar veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdient eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in der Altenpflege mit monatlich 2.621 Euro brutto im Durchschnitt 16 Prozent weniger als der Durchschnitt aller anderen Beschäftigten. Noch schlechter sieht es bei den Altenpflegehelfern aus, die keine dreijährige Ausbildung durchlaufen haben: Sie verdienen durchschnittlich 1.870 Euro.

Deutlich besser ist die Situation in der Krankenpflege: Fachkräfte verdienen dort mit durchschnittlich 3.239 Euro geringfügig mehr als die Beschäftigten insgesamt mit 3.133 Euro. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Krankenpflege häufig Zuschläge für spezielle Dienste wie Nachtschichten oder Arbeit auf der Intensivstation gezahlt werden. Auch beim Vergleich der Bundesländer gibt es erhebliche Unterschiede: Bei den Fachkräften in der Altenpflege reicht die Spannweite zwischen 1.985 Euro in Sachsen-Anhalt und 2.937 Euro in Baden-Württemberg. Bei den Fachkräften in der Krankenpflege variieren die Löhne zwischen 2.798 Euro in Mecklenburg-Vorpommern und 3.476 Euro im Saarland.


Quelle:
KNA