Caritas bereitet Migranten für Ausbildung in der Pflege vor

"Bunte Pflege"

Deutschland altert. Immer mehr Senioren sind auf eine gute Pflege im Alter angewiesen. Doch die Fachkräfte fehlen. Im Projekt "Bunte Pflege" bekommen Migranten einen Einblick in diese Berufe und in die Ausbildung.

Pflegekraft und Heimbewohnerin / © Tobias Kleinschmidt (dpa)
Pflegekraft und Heimbewohnerin / © Tobias Kleinschmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: In einer Vorbereitungsmaßnahme integriert die Caritas Migranten in Pflegeberufe. Die Teilnehmer werden ein halbes Jahr lang auf eine Ausbildung in der Altenpflege vorbereitet. Das Projekt nennt sich "Bunte Pflege". Steht das Wort "bunt" für die vielen Nationalitäten der Teilnehmer?

Darija Jeftić (Fachbereichsleiterin des Projekts "Bunte Pflege" im Caritasverband Neuss): Ja, das Projekt ist sehr bunt. Wir haben sehr viele Migranten und Geflüchtete aus vielen verschiedenen Ländern in der "Bunten Pflege". Zum Beispiel aus Nigeria, Pakistan, Tunesien, Syrien, aber auch Polen oder Afghanistan.

DOMRADIO.DE: Die Arbeitsplätze in der Pflege sind vermeintlich unattraktive Berufe. Wie kann man die attraktiv für Migranten machen?

Jeftić: Im Grunde genommen nur so, dass man den Menschen eine Möglichkeit bietet, Einblick in den Beruf zu bekommen. Denn viele Menschen kennen aus ihren Herkunftsländern diesen Beruf gar nicht, weil dort alte Menschen im Familienverbund gepflegt werden. Dort gibt es in dieser Art keine Altenpflegeheime.

DOMRADIO.DE: In Ihrem Projekt lernen die Migranten auch Deutsch. Also, ihre bisherigen Sprachkenntnisse werden weiter verbessert. Aber die Teilnehmer kommen ja aus verschiedenen Kulturkreisen. Gibt es auch so etwas wie ein interkulturelles Training?

Jeftić: Wir bieten für beide Seiten ein interkulturelles Training an. Einmal für unsere Teilnehmer: Wir versuchen zu vermitteln, wie Pflege bei uns in Deutschland gestaltet wird. Welche Schwierigkeiten auf einen zukommen können, wenn Menschen aus verschiedenen kulturellen Kontexten aufeinander treffen. Zum Beispiel bezüglich Kommunikation oder allgemein Weltanschauung oder verschiedener Erfahrungen im Leben.

Und es gibt auch noch die andere Seite: Unsere Fachkräfte in den Altenheimen sollen beratend zur Seite stehen und deshalb beraten wir sie dahingehend, mit Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten.

DOMRADIO.DE: Ihre Vorbereitungsmaßnahme läuft schon länger. Aus Ihrer Erfahrung heraus: Ist dieses Berufsfeld für Migranten geeignet? Zum Beispiel für einen Geflüchteten aus Afghanistan?

Jeftić: Ich würde generell sagen, dass dieses Berufsfeld für alle geeignet ist, die Spaß am Umgang mit Menschen haben. Wir haben in fünf Durchläufen in den letzten zweieinhalb Jahren insgesamt 54 Teilnehmer aus 24 verschiedenen Ländern betreut, von denen 30 tatsächlich auch in die Ausbildung gegangen sind. Es geht also einfach um den Spaß an der Arbeit mit anderen Menschen. Wenn man daran Interesse hat, dann ist dieser Ausbildungsberuf auch interessant für Menschen aus Afghanistan oder aus anderen Ländern.

Das Interview führte Tobias Fricke.


 

Darija Jeftić / © Peter Wirtz  (Caritas Rhein-Kreis Neuss)
Quelle:
DR