Etwa 15 Besucher unterbrachen laut Bericht der Internetseite "Torinotoday" die Sonntagsmesse in einer Turiner Kirche, um am Altar eine Botschaft gegen den Erdogan-Besuch zu verlesen. Die Demonstranten schütteten als Zeichen für das Blutvergießen in Syrien rote Farbe auf den Boden der Kirche und entrollten ein Spruchband mit den Worten: "Erdogan hat sich die Hände blutig gemacht - verteidigen wir Afrin."
In der syrischen Enklave gehen türkische Truppen unter dem Namen "Operation Olivenzweig" gegen die sogenannten Volksverteidigungseinheiten der syrischen Kurden vor. Erdogan sieht diese als "Terroristen" an. Erdogan missbrauche den Olivenzweig, das christliche Symbol für den Frieden, um eine Kriegsaktion zu verdecken, so die Demonstranten.
Verschiedener Meinung?
Erdogan hatte vor der Begegnung mit Franziskus am Montagvormittag angekündigt, er wolle mit dem Papst auch über Terrorismusbekämpfung und Syrien sprechen. Die Vorstellungen der beiden darüber dürften allerdings auseinandergehen. Der Vatikan-Botschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, forderte immer wieder ein Ende der Gewalt.
Die Demonstranten in Turin wurden beim Verlassen der Kirche gestoppt; acht Personen bekamen eine Anzeige wegen Störung des religiösen Friedens und Nötigung. Zudem wurden laut Medienberichten am Sonntag beim Angelus-Gebet mit dem Papst fünf Kurden mit Landesflaggen daran gehindert, den Petersplatz zu Demonstrationen zu betreten.
"Ich rede nicht mit Leuten, die den Terrorismus unterstützen"
Angesprochen darauf, was er Demonstranten sagen wolle, die der Türkei schwere Menschenrechtsverletzungen vorwerfen, hatte Erdogan der italienischen Zeitung "La Stampa" (Sonntag) geantwortet: "Ich rede nicht mit Leuten, die den Terrorismus unterstützen, sondern nur mit denen, die ihn bekämpfen."
Kurz vor der Begegnung mit dem Papst ließ der türkische Staatspräsident verlauten, er wolle "gemeinsame menschliche Werte, Freundschaft und Botschaften des Friedens stärken". Nach dem privaten Gespräch mit Franziskus trifft er sich mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni.