Pfarrer empfindet keine Genugtuung nach Mordprozess in Traunstein

"Ich bin einfach nur traurig, dass es passiert ist"

Der evangelische Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth empfindet nach eigenen Worten "keinerlei Genugtuung" nach dem Urteil im Traunsteiner Mordprozess. Eine gelungende Integration sei die beste Prävention.

Verschränkte Arme: Angeklagter im Traunsteiner Landgericht  / © Matthias Balk (dpa)
Verschränkte Arme: Angeklagter im Traunsteiner Landgericht / © Matthias Balk ( dpa )

"Meine Gedanken sind bei der Familie des Opfers und beim Täter", sagte der evangelische Geistliche am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Das Traunsteiner Landgericht hatte zuvor einen abgelehnten afghanischen Asylbewerber zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der 30-Jährige hatte 2017 eine zum Christentum konvertierte Landsfrau in Prien vor den Augen ihrer Kinder erstochen.

Ortspfarrer: Flüchtlinge weiterhin integrieren

Hinter der Tat, zu deren Gründen der Angeklagte in der Hauptverhandlung keine Angaben machte, vermutet das Gericht ein Bündel von Motiven. Neben religiosen Aspekten spiele auch eine im Falle des Opfers gelungene und beim Täter gescheiterte Integration eine Rolle.

Der Pfarrer erklärte, er sehe aufseiten des Täters "auch die Tragik seiner Lebensgeschichte und der Umstände". Das Urteil zeige, dass "eine gelungene Integration die beste Prävention" sei. Deshalb müssten alle Bemühungen fortgesetzt werden, Flüchtlinge zu integrieren, auch wenn diese und auch Einheimische manchmal an Grenzen stießen. "Jeder Mensch ist das wert."

Konversion führte zu Verwürfnissen in der Familie

Nach Auskunft des Pfarrers hatte das Mordopfer bereits vor der Ankunft in Deutschland den Glauben gewechselt. Ihre beiden minderjährigen Söhne ließ die Frau in Prien evangelisch taufen. Die beiden älteren Geschwister blieben Muslime, auch der Vater. Die Ehe der Eltern sei später unter anderem daran zerbrochen, dass die Frau ein zunehmend selbstbewusstes Leben geführt habe.

Dies habe durchaus auch zu Konflikten mit ihren erwachsenen Söhnen geführt. Diese hätten sich nach dem gewaltsamen Tod der Mutter aber "rührend" um ihre kleinen Geschwister gekümmert. Auch respektierten sie wie der inzwischen zurückgekehrte Vater den Kontakt der beiden Jüngeren zu deren deutschen Taufpaten.

Ermordete engagierte sich in ökumenischer Begleitung

Die evangelische Kirchengemeinde von Prien ist nach den Worten Wackerbarths in der Flüchtlingshilfe sehr engagiert. Die ermordete Afghanin habe Gottesdienste besucht und auch im ökumenischen Begleitkreis für Flüchtlinge mitgearbeitet. In seiner Gemeinde habe ihr gewaltsamer Tod eine hohe Betroffenheit und Anteilnahme ausgelöst.

In der Beziehung zwischen Täter und Opfer hätten die meisten keinen primär religiösen Konflikt gesehen. Allerdings hätten in der Flüchtlingsarbeit aktive Christen in Prien anschließend auch "eisigen Gegenwind" erfahren.


Quelle:
KNA