KNA: Pater Lombardi, was haben Sie gefühlt, als am 11. Februar 2013 die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. kam?
Lombardi: Ich habe gedacht, dass Benedikt XVI. ein großer Mann und ein großer Papst war, vor allem ein wahrer Gottesmann. Dass seine Vision des Glaubens und seine Einstellung zum Dienst für die Kirche absolut aufrichtig waren und ihm das den nötigen Mut für solch einen bedeutenden Schritt gegeben hat. Ganz sicher hat er darüber lange im Gebet nachgesonnen.
KNA: Was dachten Sie zu Ort und Zeit der Ankündigung?
Lombardi: Die Art und Weise diese Entscheidung zu verkünden, habe ich als besonders angemessen und klar empfunden, sowohl was die Wortwahl als auch den Anlass angeht - eine kurze Ansprache ohne Doppeldeutigkeit in einer öffentlichen Versammlung mit allen in Rom anwesenden Kardinälen.
KNA: Als Vatikansprecher durften Sie das nun den Journalisten erklären.
Lombardi: Ja, ich musste schnellstmöglich den beim Vatikan akkreditierten Journalisten erklären, was Benedikt XVI. getan hatte. Und – weil in gewisser Weise ein "Feiertag" im Vatikan war (Karneval), rief ich erst einmal meine engsten Mitarbeiter zusammen, veröffentlichte eine Pressemitteilung mit den Worten Benedikts XVI. und einer Übersetzung in verschiedenen Sprachen. Dann setzte ich für 13 Uhr eine Pressekonferenz an, damit alle noch etwas Zeit hatten, ins Presseamt zu kommen, schließlich hatten viele den Tag als quasi "frei" vorgesehen.
KNA: Wie haben Sie sich auf diese besondere Pressekonferenz vorbereitet?
Lombardi: Ich habe mir die Erklärung des Papstes noch einmal ganz genau durchgelesen. Zusätzlich habe ich noch einmal ganz genau ins Kirchenrecht geschaut, damit ich den Kanon 332 § 2 kommentieren konnte, der in weniger als drei Zeilen über die Möglichkeit eines Rücktritts vom Papstamt spricht.
Neben dem Kodex des Kirchenrechts habe ich ein weiteres Buch mit ins Presseamt genommen: Peter Seewalds Interviewbuch "Licht der Welt", in dem Benedikt XVI. bereits 2010 ausdrücklich einen möglichen Papstrücktritt thematisiert. Die entsprechende Seite habe ich sowohl auf Italienisch als auch im deutschen Original noch einmal gelesen.
Ich erinnerte mich noch ganz genau an diese Passage, die mich natürlich schon bei ihrer Veröffentlichung besonders getroffen hatte. Deshalb hat mich die Nachricht des Rücktritts dann auch überhaupt nicht erschüttert.
KNA: Und wie war dann die Pressekonferenz?
Lombardi: Natürlich erinnere ich mich noch gut an dieses wichtige und emotionale Treffen mit den Journalisten, es war in gewisser Weise "historisch" auch für uns im vatikanischen Presseamt. Aber ich war gelassen und habe es absolut nicht als schwierige Begegnung in Erinnerung. Ich habe versucht, meinen Gesprächspartnern dieses Gefühl von heiterem Vertrauen in den Glauben zu vermitteln, mit dem Benedikt XVI. ganz sicher diesen Schritt getan hat.