Journalist Seewald lobt besondere "Aura" von Benedikt XVI.

Besondere Ausstrahlung

Noch immer trifft Benedikt XVI. Bischöfe, Wissenschaftler und Wegbegleiter. Der körperliche Gesundheitszustand des Papst emeritus werde schwerer, so Journalist Peter Seewald. Alle Welt wolle ihn immer noch treffen, so Seewald.

Peter Seewald / © Katharina Ebel (KNA)
Peter Seewald / © Katharina Ebel ( KNA )

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist nach den Worten des deutschen Journalisten Peter Seewald weiterhin ein begehrter Gesprächspartner. "Bischöfe, Wissenschaftler, Wegbegleiter, einfache Gläubige, Staatsmänner, alle Welt will ihn noch sehen", sagte Seewald, der Benedikt kurz vor Weihnachten in Rom besucht hat, in einem Interview der österreichischen Tageszeitung "Kurier" (Sonntag). Benedikt habe eine besondere Ausstrahlung. "Er hat die Aura eines Menschen, der Gott ganz nahe gekommen ist", sagte Seewald.

Körperlich müde - geistig wach

Auf die Frage, welchen Eindruck er vom Gesundheitszustand des 90-Jährigen gewonnen habe, sagte der Publizist und Buchautor: "Auf den ersten Blick keinen guten." Im Oktober sei Benedikt gestürzt und habe sich im Gesicht verletzt. Zuvor habe er sich einen Wirbel angebrochen. "Die Blessuren sind inzwischen verheilt, aber das Gehen fällt ihm zunehmend schwerer." Benedikt spreche "leise, ist dabei aber sehr wach und konzentriert und immer freundlich und humorvoll", so Seewald.

Er berichtete zudem, dass die Treffen zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger inzwischen "relativ selten" seien. Franziskus schreibe aber gerne an Benedikt XVI., beide verstünden sich nach den Worten Benedikts gut. Auf die Frage, ob sich Benedikt in wichtige Fragen im Vatikan einmische, sagte Seewald: "Es gibt nur einen Papst. Aber natürlich sorgt sich der Papa emerito über die Lage des Christentums in Europa, vor allem über die Situation seiner Kirche."

Stil- und Identitätsfrage

Der Journalist fügte hinzu: "Die Unterschiede zwischen dem Pontifikat Benedikts und dem von Franziskus treten immer deutlicher zu Tage. Es ist nicht nur ein anderer Stil, es geht auch um Identität und Linie, um die Frage, gibt es überhaupt noch Sicherheiten im Glauben der katholischen Kirche?" Benedikt sei aber kein "Schattenpapst", er kommentiere die Handlungen von Papst Franziskus nicht und mische sich nicht ein.

Versuche, die beiden Päpste gegeneinander auszuspielen bezeichnete Seewald als "lächerlich". Er erinnerte daran, dass Franziskus bereits als Bischof von Buenos Aires kein Problem mit Autorität gehabt habe und damals hart durchgreifen konnte. Seewald fügte hinzu: "Was Personalentscheidungen und Personalführung von Franziskus betrifft, sind viele Beobachter nachdenklich geworden. Dass frühere Vertraute Papst Benedikts ins Hintertreffen geraten, ist nicht zu übersehen."

Seewald hatte 2016 unter dem Titel "Letzte Gespräche" ein längeres Interview mit Benedikt in Buchform veröffentlicht.


Journalist Peter Seewald veröffentlichte seine Gespräche mit dem emeritierten Papst  / © Matthias Balk (dpa)
Journalist Peter Seewald veröffentlichte seine Gespräche mit dem emeritierten Papst / © Matthias Balk ( dpa )

Der emeritierte Papst Benedikt XVI (l) und sein Bruder Georg im April 2017 / © Lena Klimkeit (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI (l) und sein Bruder Georg im April 2017 / © Lena Klimkeit ( dpa )
Quelle:
KNA