Bischöfe und Helfer: Lage in Syrien ist entsetzlich

Korridore schaffen

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben an die internationale Gemeinschaft appelliert, eine humanitäre Katastrophe in Syrien abzuwenden. Man müsse Hilfslieferungen und einen Waffenstillstand ermöglichen.

 (DR)

"Es ist entsetzlich", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag in Ingolstadt. Es müssten Wege gefunden werden, dass die Zivilbevölkerung nicht länger leide. Gefragt seien Korridore für Hilfslieferungen und ein Waffenstillstand.

Gabriel: Waffenstillstand und Schutz von Kindern und Familien

Unterdessen stellte der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel zehn Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfügung. Zugleich nahm Gabriel nach Informationen des "Spiegel" auch Kontakte zu Russland und zu UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf, um für einen Waffenstillstand und einen massiv verstärkten Schutz von Kindern und Familien einzutreten.

Gabriel brachte demnach ins Spiel, Gebiete notfalls zu evakuieren, wenn ein Waffenstillstand nicht schnell erreichbar sei.

Lage in Ost-Ghuta "extrem angespannt"

Caritas International beschrieb die aktuelle Situation in Syrien als "extrem angespannt". Für viele Menschen gehe es "rein ums Überleben", sagte die Syrien-Referentin der Hilfsorganisation, Angela Gärtner. Der Winter verschärfe die Lage zusätzlich.

Noch Mitte des vergangenen Jahres sei die Hoffnung gewachsen, dass es im Land ruhiger werde. "Und jetzt realisieren alle, dass sich die Situation extrem verschlimmert hat, dass viele Leute erneut flüchten mussten." Das Elend der Zivilbevölkerung nehme kein Ende, so Gärtner.

Eines der gefährlichsten Länder der Welt

Insbesondere für Kinder ist Syrien laut Unicef eines der gefährlichsten Länder der Welt. "Kein Ort in Syrien ist sicher", sagte die Nahost-Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks, Juliette Touma, der "Frankfurter Rundschau". Schulen, Krankenhäuser und sogar Spielplätze seien dort bereits attackiert worden. Und, so die Expertin: "Der Krieg in Syrien ist noch lange nicht vorbei."

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bezeichnete die Lage als "unerträglich". Die Angriffe auf die Zivilbevölkerung müssten sofort enden, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt in Berlin. Die von Hilfe größtenteils abgeschottete Zivilbevölkerung müsse geschützt werden. Auch für die humanitären Helfer sei die Lage unzumutbar. Sie setzten täglich ihr Leben aufs Spiel und müssten unbedingt geschützt werden.

Angriffe aufs syrische Ost-Ghuta

Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, betonte eine Bedeutung Deutschlands im Syrienkonflikt. "Deutschland hat mehr Einfluss in Syrien, als manche vielleicht meinen. Die Bundesregierung hat gute Kontakte zur Opposition und vielleicht noch wichtiger: zum Kreml. Diese Beziehungen werden immer wieder genutzt, um weitere Verschlimmerungen zu verhindern", sagte Perthes der "Passauer Neuen Presse". D

Die Region Ost-Ghuta erlebt in diesen Tagen eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Syrien-Krieges vor sieben Jahren. Sie gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen.


Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst ( dpa )
Quelle:
KNA