Während zu Beginn der Flüchtlingskrise die Töpfe noch gut mit internationalen Hilfsgeldern gefüllt worden seien, habe die internationale Staatengemeinschaft in den vergangenen drei Jahren nur mehr 40 Prozent der notwendigen Summe zur Versorgung der Flüchtlinge beigetragen, sagte Jordaniens Caritas-Direktor Wael Suleiman am Samstag der Presseagentur Kathpress.
Mehrheit in Jordanien seien Flüchtlinge und Arbeitsmigranten
Gut 650.000 Syrer sind in Jordanien offiziell als Flüchtlinge registriert. Tatsächlich lebten aber bis zu 1,4 Millionen Syrer in Jordanien; dazu kämen noch Iraker und Palästinenser, so der Caritas-Direktor. 40 Prozent der Bevölkerung bestünden inzwischen aus Flüchtlingen und Arbeitsmigranten. Das seien zu viele für das kleine Land.
An die internationale Staatengemeinschaft appellierte Suleiman, sich stärker im Nahen Osten zu engagieren und mitzuhelfen, ein besseres Verständnis von Menschenrechten, Demokratie und Bürgerrechten zu etablieren. Besondere Aufmerksamkeit müsse dabei den religiösen Minderheiten zuteil werden.
Trotz der akuten dramatischen Kampfhandlungen in Syrien zeigte sich Suleiman zuversichtlich, dass der Krieg in spätestens zwei Jahren zu Ende sein könne. Ein erstes Anzeichen einer Normalisierung könnte schon in ein bis zwei Monaten die Wiederöffnung einer Grenzstation an der syrisch-jordanischen Grenze sein. Er hoffe auch, dass die syrischen Flüchtlinge, sobald dies möglich ist, zurückkehren und ihr Land wieder aufbauen.
Viele Flüchtlingskinder können nicht in die Schule gehen
Der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner legte den Fokus auf die betroffenen Kinder. Von den registrierten Flüchtlingen seien mit 330.000 rund die Hälfte minderjährig, sagte er im Kathpress-Interview nach einem Besuch in Amman. Zwei Drittel dieser syrischen Kinder seien im Schulalter; und obwohl die jordanischen Behörden syrischen Flüchtlingskindern freien Zugang zur Schulbildung gewährten, könnten bei weitem nicht alle Kinder tatsächlich eine Schule besuchen.
"Entweder zwingt sie ihre prekäre Lebenssituation, arbeiten zu gehen, oder sie können aufgrund von Traumatisierungen und Bildungsrückständen dem Unterricht nicht folgen", so Schwertner.
Die Kinderarbeit hat sich laut der Caritas in den vergangenen zehn Jahren in Jordanien beinahe verdreifacht. Genaue Zahlen sind schwer festzumachen: Schätzungen gehen von 60.000 bis 70.000 syrischen Kindern aus, die arbeiten müssen und so keine Schule mehr besuchen können.