Der katholische Klerus in den USA hält sich traditionell mit Einmischungen in die Politik zurück. Das gebietet schon der Umstand, dass die politischen Präferenzen der Gläubigen ziemlich gleichmäßig zwischen Republikanern und Demokraten aufgeteilt sind. Umgekehrt werden Geistliche von den Kirchgängern zwar oft als Traditionalisten oder Erneuerer identifiziert, aber selten einer Partei zugeordnet.
Genau deshalb genossen die Päpste in den USA bisher meist dasselbe Ansehen unter den Anhängern der Republikaner und der Demokraten. Das traf auf Johannes Paul II. ebenso zu wie auf Benedikt XIV. Messbare Unterschiede gab es hier nicht.
Vor fünf Jahren keine Unterschiede zwischen Republikaner und Demokraten
Doch mit Papst Franziskus hat sich viel geändert, wie Studien des PEW Research Center in Washington zeigen. Anfang des Jahres befragte das Forschungszentrum zum achten Mal die US-Amerikaner über ihre Haltung zu Papst und Kirche. "Die Umfrage liefert sehr klare Beweise, dass sich die Einstellungen der Katholiken zu Papst Franziskus sehr stark entlang der politischen Strömungen polarisiert haben", sagt PEW-Mitarbeiter Greg Smith. Demnach sehen konservative Gläubige Franziskus heute deutlich kritischer als bei Amtsantritt. Dass er "zu liberal" sei, meint jeder dritte US-Katholik (plus 15 Prozent). Um denselben Prozentsatz auf insgesamt ein Viertel der Gläubigen stieg die Zahl derer, die ihn für "naiv" halten.
Obwohl die Mehrheit der Republikaner-nahen Katholiken nach wie vor positiv über Papst Franziskus urteilt, nimmt die Politisierung innerhalb der Kirche weiter zu. Vor fünf Jahren, bei seinem Amtsantritt, gab es keine messbaren Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Republikanern und Demokraten.
Viele sehen Umwelt-Enzyklika kritisch
Laut den am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten PEW-Daten klafft nun eine Zustimmungslücke von zehn Prozent zwischen den Gläubigen aus den beiden politischen Lagern. Während Franziskus bei Demokraten auf 89 Prozent Zustimmung kommt, erreicht er bei Republikanern nur 79 Prozent. Meinungsforscher Smith hält diese Veränderung für signifikant. "Wenn wir das mit unseren Zahlen zu Johannes Paul II. und Benedikt XVI. vergleichen, sehen wir dort über die Zeit keine Veränderungen".
Die Erhebung gibt auch Hinweise darauf, was zu den Verschiebungen geführt haben könnte. Demnach findet sich eine wachsende Zahl konservativer US-Katholiken nicht wieder in der Umwelt-Enzyklika des Papstes, seinen Positionen zu Einwanderung und Kapitalismus.
Insgesamt weiterhin hohes Ansehen für Papst Franziskus
Auch die vorsichtige Öffnung der Kirche in gesellschaftlichen Fragen, etwa beim Thema Homosexualität oder dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, stößt in diesen Kreisen auf wachsende Ablehnung. Das Unbehagen bei den konservativen Katholiken wird noch überboten von den weißen Evangelikalen, die zur verlässlichsten Basis von Präsident Donald Trump geworden sind. Dort hat sich die Ablehnung des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche von neun auf 28 Prozent mehr als verdreifacht.
Trotz allem: Insgesamt genießt Papst Franziskus unter US-Katholiken auch im fünften Jahr seiner Amtszeit immer noch hohes Ansehen. Mit 84 Prozent kommt er in der Gesamtbewertung auf dieselben Zustimmungswerte wie bei seinem Antritt. Neun von zehn US-Katholiken halten Franziskus darüber hinaus für einen Mann, der "Mitgefühl zeigt" und "bescheiden" ist. Nicht mehr ganz so viele Gläubige sind der Ansicht, der Papst habe die Kirche "wesentlich verändert". Das sagen heute noch sechs von zehn der 1.500 repräsentativ Befragten.
Franziskus beliebter als Trump
Ein Grund dafür könnten die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche sein. Franziskus' Umgang mit dem Thema wird heute von zehn Prozent weniger Befragten (45 Prozent) als "exzellent" oder "gut" angesehen.
In der Gesamtbevölkerung ist der Papst mit Abstand beliebter als der US-Präsident. Etwa sechs von zehn haben eine positive Meinung über Franziskus. Auch das hat sich gegenüber den Zahlen bei seinem Amtsantritt nicht verändert. Franziskus ist damit in den USA beliebter als sein Vorgänger Benedikt XVI. und nicht ganz so populär wie Johannes Paul II.