Kaum war die Meldung aus dem fernen Rom in El Salvador eingetroffen, bat Kardinal Gregorio Rosa Chavez, Weihbischof der Hauptstadt San Salvador, zur eilig einberufenen Pressekonferenz. Das Medienecho auf die angekündigte Heiligsprechung des ermordeten Erzbischofs von San Salvador, Oscar Romero (1917-1980), war in ganz Lateinamerika beträchtlich.
Letztes Wunder anerkannt
Am Mittwoch hatte der Vatikan grünes Licht für die Heiligsprechung des "Bischofs der Armen" gegeben. Papst Franziskus erkannte ein auf Fürsprache Romeros erfolgtes Wunder an. Dies gilt als letzter Schritt in einem Heiligsprechungsverfahren. Wann die formelle Aufnahme in das Verzeichnis der katholischen Heiligen erfolgt, wurde noch nicht offiziell bekanntgegeben.
Konkret handelt es sich bei dem Wunder um die schwer erkrankte Cecilia Rivas, für deren Genesung die Angehörigen sich im Gebet an Romero gewandt hatten. Obwohl die Ärzte keinerlei Heilungsaussichten mehr sahen, sei Rivas am 10. September 2015 aus dem Koma erwacht und habe sich erholt.
Das Portal "ElSalvador.com" zeigte ein Foto von Rivas, wie sie am Mittwoch am Grab Romeros in der Kathedrale von San Salvador betete.
Regierung dankt dem Papst
Nun wird kräftig über den Termin spekuliert: Die Heiligsprechung könnte nach Einschätzung von Kardinal Rosa Chavez am 21. Oktober erfolgen. Das berichtete die Tageszeitung "La Prensa Grafica". Es werde erwartet, dass Papst Franziskus im Mai das genaue Datum bekanntgebe, so das Blatt. San Salvadors Erzbischof Jose Escobar Alas stellte klar, nur das Kirchenoberhaupt könne den Termin festlegen.
Kardinal Rosa Chavez rief seine Landsleute auf, die Heiligsprechung Romeros als Aufruf zur Versöhnung zu verstehen. Das Land hat jahrelang unter einem blutigen Bürgerkrieg gelitten. Bischof Fabio Colindres aus der Diözese San Miguel warf schon einmal einen Blick voraus: "Die Osterfeiern dieses Jahr werden für die Gläubigen einen anderen Geschmack haben."
Die Regierung des mittelamerikanischen Landes hatte noch am Morgen mit einer Stellungnahme reagiert. Das Volk und die Regierung El Salvadors dankten dem Papst für die Annahme dieses Dekrets, das das historische Opfer Romeros anerkenne, schrieb das Außenministerium.
Am Messaltar erschossen
Romero hinterlasse ein unschätzbares Erbe, die Verpflichtung und die pastorale Arbeit für die Ärmsten der Armen. Romero, ein Vertreter der Befreiungstheologie, geriet durch sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen in Opposition zur damaligen Militärdiktatur in El Salvador. Am 24. März 1980 wurde er während einer Messe am Altar erschossen.
Sein Tod stand am Beginn des Bürgerkriegs gegen die seit 1979 herrschende Militärjunta. Das 1994 begonnene Seligsprechungsverfahren für Romero zog sich lange hin, unter anderem weil aus kirchlicher Sicht zu klären war, ob die Todesumstände von politischen Motiven bestimmt waren oder die Kriterien eines Martyriums erfüllten.
Bereits im Mai 2015 hatte Franziskus den "Bischof der Armen" seliggesprochen.
Tobias Käufer