Islamvertreter in Deutschland fühlen sich nach einer Häufung von Angriffen auf Moscheen in den vergangenen Tagen von Politik, Behörden und Gesellschaft weitgehend allein gelassen. Man vermisse eine spürbare Anteilnahme der Öffentlichkeit, heißt es in einer gemeinsam Erklärung von drei Islamverbänden, die am Donnerstag in Berlin präsentiert wurde. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sowie die Verbände Ditib und Islamrat fordern darin einen "Schulterschluss gegen diese Schandtaten".
27 Übergriffe
Die Sicherheitsbehörden unternähmen zu wenig, dabei stünden Muslime seit Jahrzehnten unter rechtsextremer Bedrohung, sagte Altug. Seit Jahresbeginn habe es bereits 27 Übergriffe auf Moscheen gegeben.
Altug erklärte, dass es sich um terroristische Angriffe auf deutsche Moscheen und nicht um einen türkisch-kurdischen Konflikt handele. "Wir lassen als Muslime keinen Keil zwischen uns treiben", so Altug. "Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen, von welcher Seite er kommt, darf keine Rolle spielen." Ditib habe nie zu Gewalt aufgerufen und wolle keine Konflikte aus dem Ausland nach Deutschland tragen.
Aufklärungsrate sei enttäuschend
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte, das Kalkül der Extremisten sei, Minderheiten weiter zu schwächen. Dies habe nichts mit einem türkisch-kurdischen Konflikt auf deutschem Boden zu tun. "Wenn Moscheen brennen, dann brennt in erster Linie unser Land." Die Moscheen verstärkten bereits ihre Sicherheitsvorkehrungen. Mazyek sagte auch, dass die Politik der Türkei die Sicht auf die Lage in Deutschland teils erschwere.
Es sei fatal zu behaupten, dass diese Anschläge innerislamische Konflikte seien, ergänzte auch der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici. Die Aufklärungsrate zu den Übergriffen sei enttäuschend. Muslime bekämen das Gefühl, dass sie der Politik egal seien. Das mache jahrelange Integrationsbemühungen zunichte.
In der Nacht zum Sonntag waren Brandsätze in eine Moschee in Berlin und gegen ein Gebäude des türkisch-deutschen Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede geworfen worden. Am frühen Freitagmorgen war eine Moschee in Lauffen Ziel eines Brandanschlags geworden. Der Zentralrat der Muslime hatte aus Sicherheitsbedenken "bis auf weiteres" seine Geschäftsstelle in Köln geschlossen.