Hinter den Kulissen, aber keineswegs im Geheimen, wird in diesen Monaten im Bistum Münster viel Extra-Arbeit geleistet. Gremien tagen, Workshops werden veranstaltet auf Gemeinde-, Dekanats- und Bistumsebene. Viele hundert Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der Diözese und aus allen Bereichen der kirchlichen Arbeit engagieren sich.
Neben Schwerpunkten in der Seelsorge, einer moderneren Liturgie oder der Frage, wie künftig auch Laien Gemeinden leiten können, geht es auch um die "Marke" Kirche und die Identität des Bistums Münster. Das Ziel: Besser herausstellen, was Kirche leistet, wo Kirche wirkt und wie sie Menschen mit Menschen sowie Menschen mit Gott zusammenbringt.
"Zufriedenheit in kritischem Zustand"
Der Anstoß dazu kam von den Gläubigen im Bistum selbst. 2015 hatte Münster als erste deutsche Diözese überhaupt vor dem Hintergrund von Kirchenaustritten unter Mitgliedern eine Marketing-Studie durchgeführt. Zentrale Ergebnisse damals waren, dass rund 30 Prozent mit ihrer Kirche zufrieden und ebenso viele unzufrieden sind. 40 Prozent wählten eine mittlere Position. 22 Prozent der Katholiken der Diözese kennzeichnete die Untersuchung als austrittsgefährdet.
Zentral zusammengefasst lautete das Ergebnis: "Die Zufriedenheit mit der Institution Katholische Kirche ist aus Sicht der Gläubigen in einem kritischen Zustand."
Heilsbotschaft als Markenkern
"Marketing-Papst" Heribert Meffert, von 1968 bis 2002 an der Universität Münster auf dem ersten Marketing-Lehrstuhl Deutschlands, hatte die Studie geleitet und gab auch die Stoßrichtung vor: Die Kirche müsse ihre Marke und ihre Kundenorientierung stärken. Sie solle Kräfte bündeln und Strukturen überdenken. Viele Bürger wüssten gar nicht, wo überall Kirche dahinterstecke - etwa bei der Caritas, in Familienbildungsstätten, Beratungsstellen, Krankenhäusern oder Büchereien.
Markenkern der Kirche sei ihre Heilsbotschaft und der damit verbundene Nutzen für die Gläubigen. Aufgabe des Marketings sei es, diesen Kern zu vermitteln und eine Beziehung zu den Menschen herzustellen.
"Mutig neue Wege entdecken"
Zu all dem leisteten die Workshops und Diskussionen Wesentliches, erläutert Bistumssprecher Stephan Kronenburg. Gemeindemodelle werden durchgesprochen, Gottesdienstformen insbesondere zu den großen Anlässen Taufe, Hochzeit, Begräbnis weiterentwickelt, Kooperationen angestoßen. Die Kirche will die Menschen ansprechen und ermutigen, sich einzubringen.
Die Diözese solle stärker eine «Kirche der Beziehung» sein, wünscht sich auch Bischof Felix Genn. Er hat dazu die Broschüre "Kulturwandel im Bistum Münster" auflegen lassen: Mehr Verantwortung für Laien, mehr Ansprache an die Jugend, mehr Experimente wagen, heißt es darin. Ziel sei es, "mutig neue Wege zu entdecken, auf denen Menschen von der Botschaft Jesu erfahren können und hiervon angesteckt werden".
Ziel ist "Markenentwicklung"
Das alles mündet schließlich in eine "Markenentwicklung". Markenkern soll eben diese zu entwickelnde "Kultur der Beziehung" werden. Vier Dinge sind laut Bistum dazu nötig: Ein Markenzeichen oder Logo, um Einrichtungen der Kirche zu identifizieren; die Markenkommunikation mittels eines leicht verständlichen und eingängigen Slogans (Claim); die sogenannte Markenarchitektur, um vorhandene Symbole von Einrichtungen mit dem neuen Markenzeichen des Bistums zu kombinieren sowie schließlich eine Arbeitgeberkommunikation, die die Arbeit in der Kirche als Teil der neuen Kultur vermittelt.
Logo und Slogan werden laut Kronenburg im September vorgestellt. Im Frühjahr 2019 soll es eine Kampagne zur kirchlichen Arbeitswelt geben. Dabei wird auch für Arbeitsplätze bei Deutschlands zweitgrößtem Arbeitgeber geworben. Vor allem die Vielfalt der Möglichkeiten rückt dann in den Vordergrund. Nach Diakon und Pfarrer, Pfarrsekretärin und Gemeindereferent ist längst noch nicht Schluss. Sie braucht von A wie Altenpfleger bis Z wie Zimmerer Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten. Auch das zu zeigen, gehört zum Marketing.
Aber: Marke hin, Slogan her. Neben aller Außenwirkung wird entscheidend sein, ob die Menschen die Kirche innen als einen Ort erfahren, der «eine Kultur der Beziehung im Geiste Jesu fördert». Das weiß auch das Bistum Münster.