Von Notz ist neuer religionspolitischer Sprecher der Grünen

"Eher pragmatisch als ideologisch"

"Ernsthaft und aufrichtig, eben ein Protestant von innen", so beschreibt die Grünen-Chefin Göring-Eckardt - ebenfalls Protestantin - Konstantin von Notz. Nun ist der Grünen-Politiker neuer religionspolitischer Sprecher seiner Partei.

Autor/in:
Birgit Wilke
Konstantin von Notz / © Markus Scholz (dpa)
Konstantin von Notz / © Markus Scholz ( dpa )

"Wer sich fragt, wo es mit den Grünen gerade hingeht, wie die Neuen mit dem grünen Erbe umgehen, der sollte den Abgeordneten Konstantin von Notz im Auge behalten." Das schrieb "Zeit Online" jüngst über den 47-jährigen Politiker. Von Notz sitzt seit 2009 für seine Fraktion im Bundestag und gehört inzwischen als Vize-Fraktionsvorsitzender zu den profiliertesten Gesichtern der Partei. In dieser Legislaturperiode übernimmt der Protestant zusätzlich das Amt des religionspolitischen Sprechers.

Von Notz ist kein bloßer Taufschein-Protestant: Er sei "ernsthaft und aufrichtig, eben ein Protestant von innen", so charakterisiert ihn die Grünen-Fraktionsvorsitzende und ehemalige Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Katrin Göring-Eckardt.

Evangelisches Elternhaus

Von Notz wuchs in Hamburg und Frankfurt in einem evangelischen Elternhaus auf. Nach dem Abitur leistete er seinen Zivildienst in der Bahnhofsmission am Frankfurter Hauptbahnhof. Er studierte Rechtswissenschaft und promovierte in evangelischem Kirchenrecht zu Lebensführungspflichten.

Bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2009 war er Rechtsanwalt im schleswig-holsteinischen Mölln. Vor drei Jahren zeichnete ihn die Kirche mit einem Preis aus: Die evangelische Landeskirche Baden würdigte das Engagement für digitale Bürgerrechte des damals noch netzpolitischen Sprechers der Grünen.

Einer breiteren Öffentlichkeit ist von Notz durch sein Auftreten im NSA-Untersuchungsausschuss bekannt. Nur die ersten Wochen stand er dort im Schatten des Ur-Grünen Christian Ströbele. Schon bald befragten die Journalisten auch den Newcomer.

Pragmatisch

Von Notz, der mit dem Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck befreundet ist, mag es wie so viele Grüne der mittleren Generation lieber pragmatisch als ideologisch. Auch ein übertriebener Respekt vor der Gründergeneration der Partei und eine Glorifizierung ihrer Ursprünge liegen ihm fern. "So was irritiert mich, solche Art von Selbstbeweihräucherung ohne jeden Hauch von Selbstironie - für die es ja weiß Gott Anlass gäbe", meinte er mal in einem Interview.

Mit Blick auf die Religionspolitik ist der verheiratete Vater von zwei Kindern bestens gerüstet: Er war Mitglied der sogenannten religionspolitischen Kommission der Partei, die vor gut einem Jahr in ihrem Abschlussbericht auf Reformen beim Staat-Religionen-Verhältnis pochte. Ausgangspunkt war ein parteiinterner Streit darüber, wie das Staat-Religionen-Verhältnis neu austariert werden kann und wo etwa Konfessionslose ihren Platz finden können.

In dem Bericht spricht die Kommission von der "religiös-weltanschaulichen Landkarte Deutschlands", die individueller und pluraler werde, während die Bedeutung der Volkskirchen abnehme. An der Befriedung innerhalb der Partei trug auch von Notz maßgeblich bei.

Ansprechpartner für die Kirchen

Nun wird von Notz für die Kirchen wie auch für andere Religionsvertreter zu einem wichtigen Ansprechpartner. Ob er es schafft, dabei so omnipräsent zu sein wie sein Vorgänger Volker Beck, der nicht mehr im Bundestag ist, ist fraglich: Schließlich musste dieser nach einem Drogenfund als innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion zurücktreten und konnte sich fortan mit Fragen zur Religion stärker profilieren.

Von Notz dagegen sitzt im Innenausschuss und in mehreren Untersuchungsausschüssen und hat das Amt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden inne.

Einen kurzen Einblick in seine Haltung zur Religion gab der 47-Jährige aber bereits in einem Interview: Sein Verhältnis zur Kirche sei "in einigen Dingen kritisch, im Kern aber ein gutes". Er habe großen Respekt vor dem ehrenamtlichen Engagement in den Kirchen.

Kritisch beurteilte er dagegen eine dogmatische Haltung: "Schwierig wird Religion immer dann, wenn sie anderen Menschen Vorschriften macht, wie sie zu leben haben. Und vor allem, wenn sie andere Lebensentwürfe diskreditiert."


Quelle:
KNA