DOMRADIO.DE: Seit 2004 betreibt das Hilfswerk "Kirche in Not" das mobile Beichtmobil, mit dem Sie in ganz Deutschland unterwegs sind. Wo erreichen wir Sie gerade?
Pater Hermann-Josef Hubka (Orden der Brüder vom gemeinsamen Leben, geistlicher Assistent von "Kirche in Not"): Ich bin jetzt in Waghäusel - das ist zwischen Speyer und Heidelberg - in der Wallfahrtskirche. Und das Beichtmobil steht davor.
DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns darüber reden, wie das Ganze funktioniert. Heißt das, man kann einfach vorbeikommen, am Beichtmobil klopfen und dann sagen, man würde gerne mit Ihnen reden.
Hubka: Ja, das ist möglich. Es gibt bei uns auch eine Beichtglocke, die man läuten kann. Aber ich bin einfach auf Empfang und man kann reinkommen.
DOMRADIO.DE: Jetzt kann man sich vorstellen, dass so ein Beichtmobil vielen Menschen zu öffentlich ist für etwas Intimes wie eine Beichte. Schreckt das den ein oder anderen auch ab oder macht es das Beichten vielleicht sogar eher leichter?
Hubka: Für manche Leute ist es vielleicht eine Erleichterung, wenn man nicht in einen dunklen Raum gehen muss. Wenn das Beichtmobil an der Straße steht, kommen auch mal Leute vorbei, die sonst vielleicht gar nicht in die Kirche gehen. Gerade für die ist das Beichtmobil ideal.
DOMRADIO.DE: Wir sind ja jetzt mittendrin in der Karwoche. Ist da das Beichtmobil besonders gefragt?
Hubka: Es ist gut gelaufen in den letzten Tagen. Und ich bin ja manchmal auch erstaunt: Die Leute kommen einfach vorbei, bleiben ein bisschen stehen und erzählen. Das ist ja nicht immer gleich alles so ernst. Aber auf so ein lockeres Gespräch kann man oft weiter aufbauen.
DOMRADIO.DE: Sind denn die Gesprächsanliegen, mit denen die Leute in der Karzeit zu Ihnen kommen, ein bisschen anders gelagert als sonst im Jahr? Denn für Christen ist das ja doch eine ganz besondere Zeit.
Hubka: Ja, für die Christen gibt es ja einmal die Osterbeichte, wo viele großen Wert drauf legen. Das ist dann die Gelegenheit, alles nochmal zu durchdenken - das Leben durchzugehen, die eigene Berufung noch einmal anzuschauen.
Und Leute, die in diesen Dingen nicht so bewandert sind, kommen einfach mal vorbei, sehen das und bleiben ein bisschen dran hängen, haben vielleicht eine Frage.
DOMRADIO.DE: Es kommen also durchaus nicht nur Leute zu Ihnen, die ganz klassisch eine Beichte ablegen, sondern auch Menschen, die einfach Fragen haben - über kirchliche Dinge, über Gott und die Welt - die vielleicht auch Lebensratschläge brauchen. Sind die Ihnen genauso willkommen?
Hubka: Ja, natürlich. Und das ist recht häufig. Das muss ja auch nicht immer gleich in eine Beichte übergehen. Es kann auch einfach mal die Gelegenheit sein, mal mit einem Priester zu sprechen. Das ist ja sonst auch nicht immer gleich so gegeben. Und da ist es genau das Richtige, dass man einfach mal vorbeikommen kann.
DOMRADIO.DE: Sie sagen auch, dass Sie mit dem Beichtmobil die Beichte aus der Nische holen wollen und nennen die Beichte das vergessene Sakrament. Warum ist das so, was meinen Sie?
Hubka: Das ist in den letzten Jahren immer mehr so geworden. Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere: Da waren wir mit unserer Mutter in der Kirche und es gab lange Schlangen von 50 Leuten vor dem Beichtstuhl. Heute findet man das gar nicht mehr. Damals haben einige vielleicht die Erfahrung gemacht, dass der Pfarrer auch streng war und dass es einen gewissen Druck gibt. Da waren manche Leute dann eben ein bisschen verschreckt. Und so ist es schwierig geworden und viele sind einfach abgesprungen.
DOMRADIO.DE: Und Sie wollen jetzt den Menschen Mut machen und sagen: Kommt ruhig wieder. Lasst Euch nicht abschrecken. Das ist ein schönes Angebot.
Hubka: So ist der Gedanke. Viele Leute sind inzwischen auch weit weg, sodass sie keine Kirchenerfahrung mehr haben. Und da ist es gar nicht schlecht, wenn man einfach mal so ohne irgendeine Vorgeschichte vorbeischauen kann.
Das Interview führte Hilde Regeniter.