Letzte Ruhe für Kardinal Beran in der tschechischen Heimat

Staatspräsident gibt Kommunisten Vorzug

Der Prager Kardinal, der den tschechoslowakischen Kommunisten die Stirn bot, kehrt nach über 50 Jahren in die Heimat zurück. Doch Tschechiens Präsident bleibt der Feier fern und geht stattdessen - zu den Kommunisten.

Autor/in:
Hans-Jörg Schmitt
 (DR)

Der 1969 im Exil im Vatikan gestorbene frühere Prager Kardinal Josef Beran ist am Montag im Veitsdom neu beigesetzt worden. Sein Grab befindet sich nun in der Kapelle der heiligen Agnes. Die Bestattung im größten und wichtigsten Gotteshaus Böhmens auf dem Areal der Prager Burg ist der Schlusspunkt der mehrtägigen Umbettung aus Rom.

Letzter Wille

Beran war ursprünglich im Vatikan beigesetzt worden, weil nach seinem Tod die damalige kommunistische Führung in Prag eine Rückkehr abgelehnt hatte. Vor seinem römischen Exil hatte das Regime Beran viele Jahre im Land interniert, da er sich nach der Machtergreifung der Kommunisten 1948 gegen eine Unterordnung der Kirche unter die kommunistische Herrschaft gewehrt hatte.

Beran hatte in seinem Letzten Willen darum gebeten, seine letzte Ruhestätte in seiner Heimat zu bekommen.

In den vergangenen Tagen hatten Tausende tschechische Katholiken Abschied von dem Kirchenmann genommen. In langen Schlangen defilierten sie am Sarg Berans vorüber, der an verschiedenen Wirkungsstätten des früheren Kardinals in Prag aufgebahrt war.

Kardinal Duka würdigt Beran

Höhepunkt der Feiern war am Samstag eine Messe, die der amtierende Prager Kardinal Dominik Duka zelebrierte.

Duka würdigte darin besonders Berans Standhaftigkeit unter den Nationalsozialisten und unter den Kommunisten. Er erinnerte namentlich an einen Hirtenbrief, nach dessen Verlesung der Prager Erzbischof von den Kommunisten "in Schutzhaft" genommen wurde.

Politische Brisanz

Besondere politische Brisanz bekamen die Feiern, weil Staatspräsident Milos Zeman seine Teilnahme an der Messe für Beran absagte - und stattdessen zeitgleich als erstes Staatsoberhaupt seit der "Wende" 1989 ausgerechnet bei einem Kongress der ehemaligen kommunistischen Staatspartei KSCM auftrat. Zeman ermunterte die Kommunisten, erstmals seit der "Wende" wieder Einfluss auf die Zusammensetzung der neuen Prager Regierung zu nehmen, die derzeit im Entstehen ist.

Zeman sagte zur Begründung seiner Terminentscheidung, er wolle den Lebenden Vorrang vor einem Toten geben und der Gegenwart Vorrang vor der Vergangenheit. Das Internetportal Aktualne.cz kommentierte, Zeman gebe in Wirklichkeit "der dunkelsten Vergangenheit Tschechiens" den Vorrang.

Auch Kardinal Duka, der bislang freundschaftliche Verbindungen zum Präsidenten pflegte, kritisierte Zemans Abwesenheit zugunsten des kommunistischen Parteikongresses deutlich. Man dürfe in Sinne Berans in einer Zeit der Entscheidungen "nicht schweigen". Duka erntete für seine Worte minutenlangen stürmischen Beifall - eine sehr ungewöhnliche Geste in einer Messe.

"Duka rüffelt Zeman"

Die konservative Zeitung "Lidove noviny" (Montag) überschrieb ihren Bericht auf der Titelseite mit den Worten: "Duka rüffelt Zeman". In einem Kommentar stellte sie jedoch auch die Frage, weshalb sich Duka erst jetzt von Zeman distanziert habe. "Bislang herrschte zwischen der Prager Burg und dem Erzbischöflichen Palais in vielen Dingen Einigkeit, (...) auch in größeren Fragen wie der Sicht auf den Islam".

Weshalb, so fragt "Lidove noviny", "störte man sich nicht daran, dass Zeman über Jahre Fremdenfeinde und Rassisten unterstützte?" Die Kirche müsse jede Form von Hass zurückweisen.

Die "Heimkehr des vertriebenen Kardinals" gab Gelegenheit auch zu einer möglichen Versöhnung mit den nach dem Krieg vertriebenen deutschen Katholiken. Über lange Zeit hielt sich unter ihnen eine Abneigung gegen Beran. Angeblich soll er die Vertreibung der Deutschen aus ihrer böhmisch-mährisch-schlesischen Heimat unterstützt haben.

Bei einem jüngsten Kolloquium in Prag, unter anderem mit Vertretern der Ackermann-Gemeinde, wurde auf Grundlage neuester Forschungen im Gegenteil eine Nähe Berans zu den Vertriebenen offenbar.

Mehrfach, so hieß es da, wurden Belege dafür gefunden, dass Beran "täglich für seine tschechischen und deutschen Landsleute" bete. Er teile mit den Deutschen das "Schicksal der Heimatlosigkeit". Immerhin: Der von den Kommunisten aus dem Land vertriebene Beran konnte nun in seine Heimat zurück. Mit allen Ehren, die ihm zustanden.


Kardinal Josef Beran / © Ernst Herb (KNA)
Kardinal Josef Beran / © Ernst Herb ( KNA )
Quelle:
KNA
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