Katholischer Deutscher Frauenbund zu Frauen in der Kirche

"Natürlich ist die Kirche auch weiblich"

Taufen, Trauungen und Beerdigungen: Die Arbeit eines Diakons ist bislang eine Männerdomäne. Wenn es aber nach einigen katholischen Frauenverbänden geht, soll sich das ändern. Daran erinnern sie am Diakoninnen-Tag.

Eine altkatholische Diakonin und zwei Priester während eines Gottesdienstes / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Eine altkatholische Diakonin und zwei Priester während eines Gottesdienstes / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sprechen von einem Zwei-Klassen-Christentum. Warum? Frauen dürfen in der Kirche doch schon ganz vielfältig aktiv werden?

Ute Hücker (Katholischer Deutscher Frauenbund): Natürlich dürfen Frauen vielfältig aktiv werden. Frauen sind ganz viel ehrenamtlich engagiert und hauptberuflich im Dienst. Das ist so. Aber, wenn man einmal ganz genau hinschaut, stellt man ein kleines Missverhältnis fest. Nämlich, dass Frauen zum Beispiel nicht in solchen Aufgabenbereichen arbeiten, die sie durchaus wahrnehmen könnten, die aber vielfach mit Männern besetzt sind. Das andere ist, dass Frauen in Gemeinden, in Verbänden und so weiter etwas sehen, darüber nachdenken und tun. Sie handeln, sie setzen sich für sozial Benachteiligte ein, ohne großartig zu fragen, sie übernehmen Leitungsfunktionen in Verbänden und sagen: Ich stelle mich mit anderen Frauen an die Spitze der Bewegung und wir tun etwas. 

Dieses Zwei-Klassen-Denken möchte ich in dieser Strenge nicht stehen lassen. Natürlich haben wir die Frauen, die benachteiligt sind. Aber diese zwei Klassen sollten sich so aneinander gewöhnen, dass es eine Klasse wird. Wir wollen eine Kirche haben, in der Frauen und Männer gleichberechtigt und gleichrangig leben, denken, feiern, arbeiten und lieben können.

DOMRADIO.DE: Man sagt auch, die katholische Kirche ist eine weibliche Kirche – viele Frauen sind in den Gemeinden in aller erster Reihe mit dabei. Woran liegt es denn, dass der Zugang zu manchen Ämtern verwehrt bleibt?

Hücker: Erst mal, glaube ich, dass die Mutterkirche männlich ist. Dazu gibt es zu viele Männer an entscheidenden Positionen. Aber natürlich ist die Kirche auch weiblich. Wenn Sie sonntags in die Kirchen gucken, vermute ich, dass Sie zwei Drittel Frauen antreffen. Wenn Sie schauen, welche Personengruppen Aufgaben in der Kirche übernehmen, sind das wiederum hauptsächlich Frauen. Frauen fühlen eine große Liebe für die Kirche, ihr Herz schlägt dafür, sie fühlen sich dort beheimatet. Ich möchte nicht sagen, dass das bei Männern nicht auch der Fall ist – verstehen Sie mich nicht falsch.

Aber ich glaube, dass Frauen dieses große Bedürfnis spüren, etwas zu tun und zu verändern, das zu einer Gleichberechtigung von Frauen und Männern führt. Das tun sicher nicht alle Frauen, manche möchten auch, dass es noch so wäre wie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Aber es gibt eben auch Frauen, die die Kirche verlassen, weil sie sagen, dass sie hier nicht wie in der übrigen Gesellschaft die Möglichkeit haben, so teilzuhaben, wie sie es gerne möchten. Viele sagen: Ich kann mich hier nicht zuhause fühlen, auch wenn ich gläubig bin.

DOMRADIO.DE: Jetzt wurde von Papst Franziskus eine Kommission zum Diakonat der Frauen in der Frühkirche eingesetzt: Gibt es jetzt realistische Chancen, dass sich die Situation ändert?

Hücker: Ich wünsche mir sehr, dass diese päpstliche Kommission, die vor zwei Jahren eingerichtet wurde, tatsächlich zu einem Ergebnis kommt. Und dass das dazu führt, dass Diakoninnen ihren Dienst in der katholischen Kirche tun können. Frauen besitzen eine große spirituelle Begabung. Sie haben ein Charisma, das zum Ausdruck gebracht werden soll. Und Frauen sind genauso wichtig und genauso gut, liebenswert und ernsthaft wie Männer. Und Frauen wären genauso gut Diakoninnen wie Ständige Diakone, sei es im Ehrenamt, nebenberuflich oder hauptberuflich. Sagen Sie mir einen Grund, warum Frauen dieses Amt nicht ausüben können?

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR