Dies bestätigte eine Ditib-Vorstandssprecherin dem "Kölner Stadt-Anzeiger" am Samstag. Alboga bemüht sich demnach für die islamisch-konservative AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zur Parlamentswahl am 24. Juni um ein Mandat in der Provinz Konya.
Sprecherin von Alboga: Ditib ist politisch neutral
Es handele sich um eine "persönliche Entscheidung" ohne Bezug zum Verband, sagte die Sprecherin der Zeitung. Die Ditib sei eine überparteiliche Organisation, damit politisch neutral, und verstehe sich laut Satzung als religiöser und sozialer Dienstleister in und für Deutschland. "Die Mitglieder und das Personal sind selbstverständlich nach dem Demokratieverständnis frei in der politischen Meinungsbildung." Alboga ließ dem "Kölner Stadt-Anzeiger" auf Anfrage mitteilen: "Für die Zeit der politischen Tätigkeit lege ich meine Ämtern bei der Ditib nieder."
Die nordrhein-westfäliche Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), und der Kölner Grünen-Politiker Volker Beck kritisierten das Vorhaben in scharfen Worten. Es werfe "ein sehr fragwürdiges Licht" auf Albogas bisherige Arbeit. "Jemand, dem wirklich an Integration und Verständigung gelegen ist, kandidiert nicht für die AKP", sagte Güler.
Volker Beck: "Taktische Manövriermasse"
Beck erklärte, nun zeige sich, dass das Bekenntnis des Verbands zu Deutschland und zur Demokratie für Alboga in Wahrheit "taktische Manövriermasse" sei. "Lange Jahre das freundliche Gesicht der Ditib und immer Deutschland zugewandt, gilt für Herrn Alboga am Ende 'Erdogan first'."
Alboga, 1963 in der Türkei geboren, kam 1980 nach Deutschland, wo er Islamwissenschaften studierte. Er war mehrfach Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime. 2013 erwarb er neben der türkischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Ditib ist der größte islamische Verband in der Bundesrepublik. Sie vertritt laut eigenen Angaben mehr als 900 formell selbstständige Mitgliedsvereine. Die Ditib wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert und gelenkt. Kritiker werfen dem Verband vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren und durch eine nationalistische Ausrichtung die Integration der Türken in Deutschland zu behindern.