Eine bekannte Fernsehmoderatorin trifft einen nicht weniger populären Mönch. Und das ganze im Auftrag des Fachmagazins für Menschliches, der "Bunten". Über Wege zur inneren Zufriedenheit sprechen Nina Ruge und Anselm Grün. Und offenbar auch über das Geld. Aus dem Geplauder des Doppelinterviews ist mittlerweile ein handfester Zwist geworden, bei dem es um nichts weniger geht als um die Glaubwürdigkeit.
Was war passiert? Anselm Grün verlor zehn Millionen Euro an der Börse, so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Das soll der Pater, der 36 Jahre lang als Cellerar der wirtschaftliche Leiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach war, der "Bunten" in besagtem Interview offenbart haben. In der Finanzkrise 2008 sei das passiert und die Mitbrüder sollen ein wenig unentspannt ob der Situation gewesen sein, gibt das Blatt Grün wieder. Denn die Verluste seien bei Spekulationen mit geliehenem Geld von der Bank aufgelaufen.
Die Meldung machte die Runde, sehr zu Missfallen des Mönches, den manche mit seinen unzähligen Werken in Millionenauflage weltweit zu einem der erfolgreichsten Autoren auf dem Planeten zählen. Der 73-Jährige ist zudem gern gesehener Coach von Managern und Redner zu wirtschaftlichen Themen.
Grün: "Ich habe keine Millionen verzockt"
Grün betont, dass es ihm nicht um das persönliche Image gehe, wenn er sich via Facebook dagegen zur Wehr setze - der zweite Akt im Streit um Worte und Millionen. "Ich habe keine Millionen verzockt", lässt der Benediktiner wissen. Und schießt gegen die "Bunte". Diese habe das Interview benutzt, eine Aussage über Geld, die nach dem Interview gefallen sei, "so reißerisch aufzumachen". Er habe lediglich gesagt, dass sein Depot in der Finanzkreise für einige Zeit im Minus, nach zwei Jahren aber wieder ausgeglichen gewesen sei.
Und dann erzählt Grün seine eigene Erfolgsgeschichte. Er habe das Geld der Abtei gewinnbringend angelegt, das Ökoprojekt der Münsterschwarzacher Benediktiner und deren Gymnasium mitfinanziert. Wichtig auch für den Mönch: "Auf keinen Fall habe ich Spenden angelegt. Die Spenden für die Mission werden sofort weiter geleitet." Ihn ärgere der Eindruck, Spenden seien nicht gut verwaltet worden. Aber: Für die Zukunft der Abtei sei es wichtig, "kreativ mit Geld umzugehen".
"Das tut gut, so viele Menschen hinter sich zu haben."
Auch das Dementi verbreitete sich. Der Name Anselm Grün zieht, auf dem Katholikentag in Münster wird er wieder zu den populärsten Rednern zählen. Doch die Geschichte ist damit offenbar noch lange nicht aus der Welt. Denn seit Mittwochabend läuft der dritte Akt: Das Dementi des Dementis - diesmal von der "Bunten" und zwar via "Augsburger Allgemeine".
"Pater Anselm Grün hat im Rahmen eines Doppelinterviews mit Nina Ruge unter anderem ausführlich über das Thema Geld und seine zum Teil risikobehafteten Anlagestrategien gesprochen", schreibt die "Bunte" in der Stellungnahme. Dieses Thema habe auch einen nicht unerheblichen Teil des Interviews ausgemacht. Der Mönch selbst habe den Betrag von zehn Millionen Euro genannt. "Sämtliche Zitate liegen mit Zustimmung von Pater Anselm als Tonaufzeichnung vor."
Und nun? Anselm Grün hat sich vor seinem Trip nach Münster auf Facebook für die vielen positiven Reaktionen auf sein Dementi bedankt. "Das tut gut, so viele Menschen hinter sich zu haben." Ob er noch einmal auf das Dementi vom Dementi reagiert? Klar ist jedenfalls: Dass Anleger an der Börse Geld verlieren, ist eigentlich keine Nachricht mehr. Und auch Pater Anselm Grün hat das mehrfach gesagt. Von Massenentlassungen in den Betrieben der Abtei Münsterschwarzach ist ebenfalls nichts bekannt.