Kommunion-Streit erhält beim Katholikentag ungeahnte Aktualität

Bischöfe halten Monologe und den Ball flach

Diverse Oberhirten, ein Komiker und selbst der Bundespräsident haben sich beim Katholikentag zum Streit um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner geäußert. Und von der Basis kam dazu ein ganz eigener Vorschlag.

Autor/in:
Norbert Zonker und Christopher Beschnitt
 (DR)

Die Frage des gemeinsamen Kommunionempfangs für konfessionsverschiedene Paare hat durch den Gesprächstermin der deutschen Bischöfe im Vatikan kurz vor dem Katholikentag eine ungeahnte Aktualität gewonnen. Auch bei dem Großereignis in Münster war das Thema überall gegenwärtig – auch wenn es kein eigenes Forum dazu gab. Anstelle des Dialogs zwischen den unterschiedlich positionierten Bischöfe gab es viele Monologe, wobei sich alle bemühten, den Ball flach zu halten.

Neben dem eigentlichen Thema, der Situation der betroffenen Familien, hat der Konflikt noch andere Facetten: die Diskussionskultur in der Deutschen Bischofskonferenz, die weltkirchliche Einbindung und die Rückwirkungen auf die Ökumene. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzte schon in seiner Eröffnungsrede als "bekennender evangelischer Christ, der in einer konfessionsverschiedenen Ehe lebt", ein Signal: "Ich bin sicher: Abertausende Christen in konfessionsverschiedenen Ehen hoffen darauf." Beim Gottesdienst an Christi Himmelfahrt ging er nicht zur Kommunion.

von Hirschhausen scherzt über "Oblate"

Weniger Rücksicht nahm der Kabarettist Eckart von Hirschhausen in einer Podiumsdiskussion mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, einem der sieben Bischöfe, die den Mehrheitsbeschluss der Bischofskonferenz für falsch halten und an Rom appelliert hatten. Er zahle über seine katholische Ehefrau auch Kirchensteuer, so Hirschhausen, dafür wolle er "auch die Oblate – oder mein Geld zurück". Der Kardinal entgegnete, diese Wortwahl zeige ein grundverschiedenes Verständnis von Kommunion. Am nächsten Tag entschuldigte sich Hirschhausen für seine Wortwahl und betonte, er wolle keine religiösen Gefühle verletzen.

Woelki wies unterdessen Vorwürfe zurück, dass er in der Debatte hinter dem Rücken der Bischofskonferenz agiert habe. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bedauerte Verunsicherungen durch den Konflikt. Er habe den durch Indiskretion bekannt gewordenen Brief an Rom unterschrieben, weil ihm als Weltkirche-Bischof an einer in allen Ländern gültigen Regelung gelegen sei. Ähnlich äußerte sich der Passauer Bischof Stefan Oster.

Mahnung zu mehr Zurückhaltung

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, kritisierte, dass die Mehrheitsbeschlüsse der Bischofskonferenz durch eine Minderheit blockiert würden. "Dieser Brief nach Rom ist in meinen Augen ein Dokument des Abstands einiger Bischöfe von der pastoralen Praxis auch in ihren Gemeinden." Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, vermied es, den Konflikt anzuheizen: "Wir wollen nicht über die Medien miteinander kommunizieren, sondern erst miteinander sprechen." Man wolle nach möglichst großer Einmütigkeit suchen.

Zurückhaltend äußerte sich auch "Ökumenebischof" Gerhard Feige. Die Bischöfe wüssten, was in den Gemeinden praktiziert werde und dass es zahlreiche Menschen gebe, "die auf ein Wort der Ermutigung und Bestätigung warten". Dem Portal Vatican News sagte er, ob nun ein neuerliche Abstimmung stattfinde, könne er nicht sagen. "Möglichst einmütig heißt auch nicht unbedingt einstimmig!"

Konfessionsverschiedenheit als "Bereicherung"

Birgit Leyerer hat für den Kommunionstreit kein Verständnis. Im Gegenteil, sagte die 50-jährige Essenerin: "Ich befürchte, dass manche Paare dadurch davon abgehalten werden, überhaupt in die Kirche zu gehen." Leyerer ist Katholikin, ihr Mann Frank (53) Protestant.

Beide engagieren sich im "Netzwerk Ökumene – Konfessionsverbindende Paare und Familien in Deutschland" und wollen damit den Austausch der Konfessionen fördern. Die Leyerers begreifen ihre Konfessionsverschiedenheit als "Bereicherung". Unter anderem lerne man, sich, den eigenen Glauben und die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und zu erklären. "Und man bekommt viele ganz neue Eindrücke." An der Basis sei ein konfessionsübergreifender Alltag völlig normal.

Da gehe man natürlich auch mit dem Partner in die "andere" Kirche und empfange dort die Hostie. Detaillierte Diskussionen über das Kommunionverständnis riefen da allenfalls ungläubiges Kopfschütteln hervor. Die Bischöfe mögen den Ball zu dem Thema also flach halten – die Basis tut es nicht.


Quelle:
KNA