Eckart von Hirschhausen ist evangelisch. Er ist mit einer katholischen Frau verheiratet und so zahlt er auch in der gemeinsam veranschlagten Kirchensteuer für die katholische Kirche ein. "Dafür will ich auch eine Oblate, wenn ich mit meiner Frau zur Messe gehe", fordert er. Hirschhausen macht es wütend, dass hier mit einer öffentlichen Diskussion um Oblaten Zeit verplempert wird, wenn es, wie er sagt, so viele dringliche Probleme gibt. "Unsere Erde hat Fieber, Gottes Schöpfung kollabiert", sagt der Kabarettist und Mediziner, "während wir um Oblaten streiten".
"Ich würde nie von einer Oblate sprechen"
Hirschhausen darf sich beschweren und auch aufregen, schließlich heißt dieses Podium auf dem Katholikentag "Störfaktor Religion". Wobei es in großen Teilen kreuz und quer durcheinander geht. Was stört an Religion? Wann muss Religion stören? Es geht um Provokationen in der Satire, es geht um Kopftücher für Lehrerinnen und um Kreuze in bayrischen Amtsstuben. "Man sollte so etwas nicht von oben vorschreiben", sagt Woelki.
Aber zurück zu Hirschhausens Forderung nach einer Oblate. Obwohl es den Äußerungen des Kabarettisten nicht an polemischer Würze fehlt, auf die das Publikum natürlich mit jubelndem Applaus reagiert, bleibt Kardinal Woelki gelassen. "Ich geben ihnen erst einmal zwei Minuten Zeit, um Luft zu holen", sagt Moderator Joachim Frank. Doch die benötigt der Kardinal nicht. Seine Antwort ist klug und macht allen klar, wo in der hitzigen Diskussion um Kommunion und Abendmahl der Knackpunkt liegt. "Ich würde nie von einer Oblate sprechen", sagt Woelki, "die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen". Für ihn als katholischen Christen sei die Eucharistie das Allerheiligste, die auch eine bekenntnishafte Dimension habe. Und eine Oblate sei eben nicht der Leib Christi. Weiter betont der Kardinal, dass er selbst mehr als zwanzig Jahre in der Seelsorge gearbeitet habe und immer seien für konfessionsverschiedene Ehepaare in der Kommunionsfrage Einzelfalllösungen gefunden worden.
Es geht nicht um Ausgrenzung
Klar wird auch, dass es bei dem Disput um Kommunion und Abendmahl eben nicht um Ausgrenzung und fundamentalistische Sturheit geht, sondern um konstruktiven Streit und um ein Miteinander der christlichen Konfessionen, das die Identitäten nicht bis zur Unkenntlichkeit und Beliebigkeit verwischt. Die Diskussion zwischen dem evangelischen Kabarettisten und dem katholischen Kardinal zeigt weiter, wie sinnvoll es ist, über Eucharistie und Abendmahl zu reden, über die Unterschiede und den Glutkern des Glaubens. Das sieht auch Hirschhausen so, der am Ende sagt, er zahle auch weiterhin gerne Kirchensteuer – muss dann aber doch noch einen Appell an den Kardinal loswerden: "Öffnen sie sich für die Hälfte der Weltbevölkerung, öffnen sie sich für die Frauen", ruft er ins Publikum. Er bekommt dafür tosenden Applaus, doch um dieses große heikle Fass aufzumachen, fehlt leider die Zeit. Aber das kann man ja nachholen – und vielleicht entwickelt sich daraus ein neues Fernsehformat. "Störfaktor Kirche. Kabarettist trifft Kardinal", könnte es heißen.