DOMRADIO.DE: Die Wallfahrt des Deutschen Lourdes-Verein findet parallel zur Internationalen Soldatenwallfahrt statt. Inwiefern prägen die Soldaten auch Ihre Wallfahrt?
Pfarrer Mike Kolb (geistlicher Begleiter der Wallfahrt des Deutschen Lourdes-Verein und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Erzbistum Köln): Unsere Kirche im Westen ist eine alternde Kirche. Die jungen Menschen werden da oft vermisst. Hier erleben wir junge Soldatinnen und Soldaten, die sich für unser Land zur Verfügung stellen und gleichzeitig innehalten und als Botschafter des Friedens auftreten. Das ist ein Zeichen, das Mut macht. Ich finde es toll, diese jungen Soldaten hier auch bewusst als Christinnen und Christen zu erleben.
DOMRADIO.DE: Man spürt in Lourdes, welche Anziehung der Ort auf die Menschen ausübt. Was macht diese Anziehung aus?
Kolb: Konrad Adenauer hat einmal gesagt: Die Wallfahrtsorte sind die wirklichen Zentren der Menschheit. Ich glaube, da ist etwas dran. Hier kommen Menschen mit einer offenen Seele an: Sie kommen mit ihrem Bedürfnis nach Trost, nach Heilung, nach Gesehen-sein, sie kommen mit Ihren Sehnsüchten – und diese Menschen finden hier Frieden und Gemeinschaft und fahren im Glauben gestärkt wieder weg.
Damit tun diese Wallfahrtsorte einen Dienst an der Menschheit. Hier geschehen Dinge, die man sich nicht erklären kann. Menschen erfahren: Hier hat mir Gott etwas gegeben für mein Leben. Das ist die eigentliche Bestimmung dieses Ortes: Gott wirkt durch Maria im Leben der Menschen.
DOMRADIO.DE: Wie wird die Wallfahrt des Deutschen Lourdes-Verein konkret aussehen?
Kolb: In der Mitte stehen natürlich die bedeutenden Orte – an erster Stelle die Erscheinungsgrotte, aber auch der Kreuzweg, die Lichterprozession und die Krankensegnung. Wir haben in diesen Tagen besondere Gottesdienste, heute mit den Soldaten, am Sonntag mit Krankensalbung.
So entfaltet sich für uns in diesen Tagen die Grundbotschaft von Lourdes: Die Gottesmutter Maria weist hier als die "Unbefleckte Empfängnis" auf die ursprüngliche Berufung der Menschen vor Gott hin: schön, rein und gesegnet zu sein. Das soll allen Menschen, die hier sind, zugesprochen werden.
DOMRADIO.DE: Viele Menschen, die hier sind, lassen eine tiefe Vertrauensbeziehung gerade zur Gottesmutter Maria erkennen. Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür?
Kolb: Maria benennen wir ja als Mutter. Von ihr geht eine Wärme und Güte aus, in der wir uns in einer kalten und oft von Machtstreben und Egoismus geprägten Zeit bergen können. Das Bedürfnis danach haben viele Menschen. Es gibt das schöne Lied: "Patronin voller Güte, uns allezeit behüte". Darin kommt zum Ausdruck: Maria sieht mich, ich bin behütet, ich darf bei ihr kindlich sein, ich darf bei ihr weinen und mich ihr mit allem überlassen.
DOMRADIO.DE: Sie waren schon oft in Lourdes und sagen, man fährt aus Lourdes anders zurück als man hergekommen ist. Wie fahren Sie zurück?
Kolb: Ich werde zurückfahren in der Hoffnung, dass das, wofür ich Priester geworden bin, Menschen hier geholfen hat: dass sie eine für sie tragende Erfahrung machen. Das erfüllt mich als Priester und als Mensch.
Das Gespräch führte Martin Korden.