Ausdrücklich nannte er Gaza, das auch in einer Erzählung des Neuen Testaments erwähnt wird. Der Name habe heute einen "traurigen Klang", so der Papst. Das Pfingstfest erinnert an die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu und ist besonders mit der Hoffnung auf Frieden und Einheit der Christen verbunden.
Franziskus mahnte die katholische Kirche zum Aufbruch. Wer die häusliche Stille der "Neuheit Gottes" vorziehe, suche Schutz vor dem Wehen des Geistes. "Wenn man für die Selbsterhaltung lebt und nicht in die Weite aufbricht, ist das kein schönes Zeichen", so der Papst.
"Gott wandelt das Herz und macht die Menschen im Inneren frei"
"Der Geist weht, aber wir holen die Segel ein." Gerade in den dunkelsten Zeiten habe der Geist Gottes "die strahlendste Heiligkeit hervorgebracht". Der Papst warnte auch vor falschen Heilsversprechungen. Die Erfahrung zeige, dass kein irdischer Versuch, die Dinge zu verändern, das menschliche Herz vollständig zufriedenstellen könne. Gott revolutioniere nicht das Leben um uns herum, sondern wandle das Herz und mache Menschen im Inneren frei, damit sie die Probleme in Angriff nehmen könnten.
Der Geist Gottes verhindere "das einzig ungesunde Altern, nämlich das innere", so der Papst. Er mache aus "Sklaven der Sünde" freie Menschen und aus Enttäuschten Hoffende. Gott wirke aber auch direkt im Zeitgeschehen. "Wie der Wind überall weht, so bahnt auch er sich seinen Weg in die unwahrscheinlichsten Situationen hinein", sagte Franziskus.
Mittagsgebet für Frieden und Einheit in Venezuela
Er bitte den Heiligen Geist, dem venezolanischen Volk "die Weisheit zu geben, den Weg des Friedens und der Einheit zu finden", sagte der Papst beim Mittagsgebet zum Pfingstfest auf dem Petersplatz mit Blick auf die laufende Präsidentschaftswahl in Venezuela. Er bete auch für die Todesopfer des Gefängnisaufstands in Barquisimeto, so Franziskus weiter. Bei der Revolte in der Haftanstalt im Norden Venezuelas kamen laut Medienberichten vom Samstag elf Menschen ums Leben.
In Venezuela finden am heutigen Sonntag die Präsidentschaftswahlen statt. Amtsinhaber Nicolas Maduro strebt eine Wiederwahl für weitere sechs Jahre an. Viele Regierungsgegner sitzen im Gefängnis oder sind anderweitig von der Wahl ausgeschlossen. Zahlreiche Länder, auch die Europäische Union, kündigten an, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen.
Vatikan verlangt Verhandlungslösung
Maduro hatte vergangenes Jahr das Parlament entmachtet und durch einen verfassungsgebende Versammlung ersetzt. Bei monatelangen Massenprotesten wurden mehr als 120 Menschen getötet. Der Vatikan verlangt für die Krise in Venezuela seit langem eine Verhandlungslösung. Dazu gehören aus Sicht der Kirche die Öffnung humanitärer Korridore für Lebensmittel und Medikamente sowie Neuwahlen, Respektierung des Parlaments und die Freilassung politischer Gefangener.