Was ist Fronleichnam?
An Fronleichnam bringen die Katholiken öffentlich ihren Glauben zum Ausdruck, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen. Fronleichnam ist das "Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi" in der katholischen Kirche. Es steht in engem Zusammenhang zum letzten Abendmahl am Gründonnerstag. Nach kirchlicher Lehre hat Jesus dabei das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, als er den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut".
Wann wird Fronleichnam gefeiert?
Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Tag soll an den Gründonnerstag erinnern. An diesem Tag selbst zu feiern, würde nicht zum stillen Charakter der Karwoche passen. In Städten und Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am folgenden Wochenende statt. Auch Papst Franziskus feiert im Vatikan erst am Sonntag Fronleichnam.
Woher kommt der Begriff?
Fronleichnam hat nichts mit Tod oder Leichnam zu tun. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen. Dort steht "vron" für "Herr" und "licham" für "Leib".
Wo ist Fronleichnam gesetzlicher Feiertag?
In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist landesweit Feiertag. In Sachsen und Thüringen ist nur in einzelnen überwiegend katholischen Regionen arbeitsfrei. Außerhalb Deutschlands ist Fronleichnam unter anderem in Österreich, Polen, Portugal, in einigen Kantonen der Schweiz und in Teilen Spaniens und Brasiliens ein gesetzlicher Feiertag.
Gibt es einen biblischen Ursprung?
Anders als bei Ostern, Weihnachten, Pfingsten und den meisten anderen Festen geht Fronleichnam nicht direkt auf die Bibel zurück. Eine enge Verbindung gibt es allerdings zum letzten Abendmahl, über das die Bibel berichtet.
Seit wann wird Fronleichnam gefeiert?
Papst Urban IV. führte das Fest 1264 offiziell für die ganze Kirche ein. Es geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209. Etwa 1270 gab es erstmals eine Fronleichnamsprozession, und zwar durch die Straßen von Köln.
Mit welchem Brauchtum ist das Fest verbunden?
Am wichtigsten sind die oft prunkvollen Prozessionen, bei denen in der Regel auch die Kommunionkinder noch einmal in ihren festlichen Gewändern mitgehen. In vielen Gemeinden werden die Prozessionswege besonders geschmückt mit Fahnen, kleinen Altären und Blumen. In einigen Regionen gibt es farbenprächtige Blumenteppiche, die zum Teil mehrere hundert Meter lang sind.
Welche besonderen Traditionen gibt es außerdem?
In Köln findet die seit dem 14. Jahrhundert überlieferte "Mülheimer Gottestracht" auf dem Rhein statt mit mehr als 100 Booten und Schiffen. Vom oberbayerischen Seehausen aus startet die 1935 begründete Seeprozession auf dem Staffelsee. In der seit 1390 stattfindenden Bamberger Prozession tragen 18 Männer das 15 Zentner schwere spätottonische Domkreuz. Im Weinort Endingen am Kaiserstuhl gibt es den "Käppelewi", Wein in offenen Karaffen, die auf den Altären am Prozessionsweg aufgestellt werden.
Wie wichtig ist der öffentliche Charakter des Festes?
Lange Zeit waren viele Fronleichnamsprozession kämpferische Demonstrationen katholischer Frömmigkeit, berichtet Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti: "Die oberste Devise bei diesen frommen Demos war lange Zeit: den Protestanten zeigen, wie schön Katholischsein ist." Martin Luther galt Fronleichnam ohnehin als das "allerschädlichste Jahresfest". In der NS-Zeit, der großen Zeit der politischen Aufmärsche, war der Zug der Gläubigen durch die Stadt vielerorts ein Akt passiven politischen Widerstands. Auch heute wollen viele in den besonderen Gottesdiensten deutlich machen, dass ihrer Meinung nach Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in die Gesellschaft, auf Straßen und Plätze.
Und im Erzbistum Köln?
In Köln zelebriert Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki um 10 Uhr die Eucharistie auf dem Roncalliplatz am Dom. Die anschließende Prozession führt durch die Innenstadt. Los geht es am Roncalliplatz über Am Hof, Bechergasse, Alter Markt, Unter Käster, Heumarkt, Gürzenichstraße, Schildergasse, Herzogstraße und Kolumbastraße zum Kolpingplatz mit Statio vor der Minoritenkirche. Danach führt der Prozessionsweg weiter durch die Drususgasse, An der Rechtsschule, über den Wallrafplatz und das Domkloster zurück zum Dom. Dort wird der Schlusssegen gespendet. DOMRADIO.DE überträgt das Pontifikalamt und die Prozession live im Radio und im Internet in Bild und Ton.
Parallel zu den Feierlichkeiten in der Innenstadt findet die traditionelle Schiffsprozession in Köln-Mülheim, die "Mülheimer Gottestracht", statt. Die Eucharistie wird um 9 Uhr in der Liebfrauenkirche gefeiert. Ab 10 Uhr zieht die Landprozession über die Regentenstraße mit Statio am Norbert-Burger-Haus, Keupstraße, Mülheimer Freiheit, Peter-Müller-Straße bis ans Mülheimer Ufer. Dort legt um 11 Uhr das Prozessionsschiff ab. Es fährt den Rhein hinauf bis zur Zoobrücke und wieder rheinabwärts nach Mülheim. Der "Segen über Strom und Land" um 12 Uhr vor St. Clemens schließt die Prozession ab. Veranstalter ist die Katholische Pfarrgemeinde St. Clemens und Mauritius.
In Bonn feiert Pfarrer Bernd Kemmerling als kommissarischer Stadtdechant die Eucharistiefeier um 9.30 Uhr in St. Remigius. Im Anschluss zieht die Fronleichnamsprozession am Marktplatz und Münsterplatz vorbei entlang der Universität zum Alten Zoll. Dort wird der Eucharistische Schlusssegen gespendet.
In Düsseldorf laden Stadtdechant Monsignore Ulrich Hennes und der Katholikenrat zum Fronleichnamsfest ein. Die Feierlichkeiten beginnen um 9.45 Uhr mit einem Morgengebet auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Um 10 Uhr wird dort die Festmesse gefeiert. Parallel dazu sind Familien, besonders die diesjährigen Erstkommunionkinder mit ihren Eltern und Geschwistern, um 10.30 Uhr zum Gottesdienst in die Kirche St. Maximilian (Schulstraße) eingeladen. Im Anschluss zieht die Fronleichnamsprozession durch die Straßen der Altstadt. Die Gläubigen gehen vom Marktplatz über die Marktstraße, Berger Straße, den Carlsplatz, die Benrather Straße, den Maxplatz, die Orangeriestraße, Bäckerstraße, Rheinuferpromenade und Altestadt. Die Prozession endet um 12 Uhr am Emilie-Schneider-Platz, wo die Anwesenden einen Segen erhalten. Nach der Schlussfeier sind alle zur Begegnung auf dem Stiftsplatz eingeladen.
In Wuppertal-Barmen wird um 11 Uhr die Festmesse auf dem Johannes-Rau-Platz gefeiert. Die Prozession zieht anschließend nach St. Antonius, wo der Schlusssegen gespendet wird.