In einer am Donnerstag in Managua verbreiteten Erklärung verurteilte die Nicaraguanische Bischofskonferenz die Gewalt bewaffneter regierungsnaher Gruppen gegen Demonstranten. Man könne nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, während den Bürgern das Recht auf Kundgebungen verwehrt werde.
"Der Tisch des Nationalen Dialogs kann nicht erneut begonnen werden, während dem nicaraguanischen Volk weiter das Recht verweigert wird, frei zu demonstrieren und es weiterhin unterdrückt und ermordet wird", twitterte Managuas Weihbischof Silvio Baez am Donnerstag.
Kirche wollte vermitteln
Erst am Montag hatten Regierung und Opposition neue Gespräche zur Entschärfung der Situation vereinbart. Die Kirche bemühte sich dabei um Vermittlung.
Bei einem Protestmarsch am Mittwoch in der Hauptstadt Managua kam es zu blutigen Zusammenstößen. Nach Angaben des nicaraguanischen Zentrums für Menschenrechte starben mindestens elf Menschen, rund 80 wurden verletzt. Anlass der Demonstration gegen Präsident Daniel Ortega war eine Solidaritätskundgebung für die Gruppe "Madras de April" (Mütter des April), 83 Mütter, deren Kinder bei früheren Protesten getötet worden waren.
Massenproteste gegen Regierung
Seit Wochen gibt es in Nicaragua Massenproteste gegen die sandinistische Regierung. Die Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) warf den Sicherheitskräften vor, die Demonstrationen brutal niedergeschlagen zu haben. Seit Ausbruch der Proteste kamen mehr als 80 Menschen ums Leben, rund 800 Personen wurden verletzt.
Die Gegner Ortegas fordern dessen sofortigen Rücktritt; Ortega macht die Protestbewegung dafür verantwortlich, dass die Demonstrationen in Gewalt endeten und lehnt einen Rücktritt ab. Die Kirche versuchte im Rahmen eines "Nationalen Dialogs", zwischen beiden Lagern zu vermitteln, der allerdings abgebrochen wurde. Kirchenvertreter hatten Demonstranten in den Gotteshäusern Rückzugsmöglichkeiten gegeben, um nicht Opfer von Polizeigewalt zu werden. Sie erhielten in den letzten Tagen Morddrohungen.