Altbundespräsident Joachim Gauck hat für ein "pragmatisches" Vorgehen in der Flüchtlingspolitik geworben. "Um offen zu bleiben für Menschen in existenzieller Not, sind Begrenzungen für jene nötig, denen am aktuellen Aufenthaltsort keine Gefahr droht", sagte Gauck am Samstagabend in Worms.
Gauck: Grenzen nicht für alle öffnen
Gerade Christen zeigten zwar eine große Bereitschaft, sich für Flüchtlinge einzusetzen und hätten oft moralische Bedenken gegen eine restriktive Flüchtlingspolitik. "Um aber unseren Staat und unsere Gesellschaft nicht zu überfordern und die Demokratie zu bewahren, kann Deutschland seine Grenzen nicht für alle öffnen", sagte Gauck.
Die Politik müsse "auch steuern" und letztlich auf die Zustimmung von Mehrheiten setzen, um handlungsfähig zu bleiben.
Intensivere Hilfe für Herkunftsländer
Mit Blick auf Europa schlug Gauck folgendes Prozedere vor: "Wir lassen keinen im Stich, der vor Krieg und Terror zu uns flieht." Die "übrige Einwanderung" solle aber den Regelungen der einzelnen EU-Staaten überlassen bleiben. Dies könne etwa für Deutschland eine verstärkte Konzentration auf Einwanderer mit beruflichen Fähigkeiten oder akademischen Begabungen bedeuten, für die es hierzulande einen besonderen Bedarf gebe.
Zudem sollte solch ein Ansatz eine intensivere Hilfe für Herkunftsländer und für Länder einschließen, die überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aufgenommen haben, forderte der 78-jährige frühere Bundespräsident in dem mit rund 500 Menschen vollbesetzten Wormser Dom.
Weihejubiläum des Wormser Doms
Vor genau 1.000 Jahren, am 9. Juni 1018, hatte Bischof Burchard die Kathedrale geweiht. Burchard leitete das damals noch bestehende Bistums Worms, das nach der Französischen Revolution um 1800 aufgelöst wurde.
Der Dom verlor damit seine Bedeutung als Bischofssitz. Er ist heute eine Pfarrkirche des Bistums Mainz. Der Wormser Dom gehört zusammen mit den Domen von Mainz und Speyer zu den drei romanischen Kaiserdomen am Rhein.