In der erbitterten europäischen Debatte um den Umgang mit Migranten hat Papst Franziskus das Wort für die Flüchtlinge ergriffen. Jesu Christu möge "uns und unsere Welt lehren, denen nicht zu misstrauen und diejenigen nicht der Gewalt der Wellen zu überlassen", die ihre Heimat auf der Flucht vor Hunger und Ungerechtigkeit verlassen müssen, sagte der Pontifex am Freitag bei einer Audienz in Rom.
Er rief die Menschen dazu auf, nicht im Überfluss zu leben, sondern Mitgefühl mit den Schwächsten zu haben. Am Vortag hatte das Katholikenoberhaupt davor gewarnt, Migranten nur als "Nummern" anzusehen. Es gehe um "Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihrer Kultur, ihren eigenen Gefühlen und ihren eigenen Wünschen". "Diese Personen, die unsere Brüder und Schwestern sind, brauchen andauernden Schutz, unabhängig von ihrem Migrationsstatus."
"Schnelle Reaktion und Großherzigkeit"
Wie Valencias Kardinal Antonio Canizares mitteilte, sprach Franziskus der Erzdiözese seine Anerkennung für die "schnelle Reaktion und Großherzigkeit" aus. "Euer Verhalten hat mich gerührt", zitierte der Erzbischof den Papst. Malta und Italien hatten eine Aufnahme des Rettungsschiffs mit mehr als 600 Migranten an Bord abgelehnt. Die "Aquarius" ist nun unterwegs nach Valencia, wo sie am Sonntag eintreffen soll. Canizares hat eigens einen Stab eingerichtet, der Möglichkeiten zur Aufnahme und Begleitung der Menschen im Erzbistum organisieren soll.
Unterdessen kündigte Italiens Innenminister Matteo Salvini am Samstag auf Facebook an, zwei weiteren Rettungsschiffen die Einfahrt in italienische Häfen zu verweigern. Die betroffenen Schiffe "Seefuchs" und "Lifeline" werden von den deutschen Organisationen "Sea-Eye" und "Mission Lifeline" genutzt.
"Ärzte ohne Grenzen" kümmert sich um Gerettete
Um die noch 106 besonders hilfsbedürftige Flüchtlinge auf der "Aquarius" kümmerte sich die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff zusammen mit SOS Mediterranée betreibt. Die anderen rund 500 aus dem Meer Geretteten waren von italienischen Marineschiffen übernommen worden, die die Menschen ebenfalls nach Valencia bringen sollten.
Seit Anfang 2018 hat Spanien ungefähr genauso viele Migranten und Flüchtlinge aufgenommen wie Italien. Die neue italienische Regierung, die sich selbst als populistisch definiert, fühlt sich mit dem Flüchtlingsproblem von der EU alleingelassen. Auch in Spanien hat gerade die Regierung gewechselt: von konservativ zu sozialistisch.