Am Freitag stimmte das Kuratorium der Berliner Humboldt-Universität dem Projekt zu. Dem Gremium gehören zumeist Experten an, die nicht an der Humboldt-Universität tätig sind, unter ihnen die frühere Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn sowie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD).
Fünf Islam-Institute an Hochschulen bundesweit
Nach eigenen Angaben leitet die Universität nun weitere Schritte zum Aufbau der Einrichtung ein, das dem HU-Präsidium als Zentralinstitut zugeordnet wird. Unter anderem werden vier Professuren ausgeschrieben sowie eine Berufungskommission und ein Institutsbeirat etabliert.
Zudem sind zwei weitere Professuren beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beantragt. Das Institut soll zum Wintersemester 2019/20 seinen Lehrbetrieb aufnehmen, wie der Gründungsdirektor Michael Borgolte erklärte. Es soll vor allem Imame und Religionslehrer ausbilden.
Für den Aufbau stellt das Land Berlin bis 2022 insgesamt rund 13,8 Millionen Euro zur Verfügung. Bundesweit gibt es bereits fünf Islam-Institute an Hochschulen.
Kritik an konservativen muslimischen Vertretern im Institut
Umstritten ist weiterhin die Vertretung nur konservativer muslimischer Verbände im Institutsbeirat. Deren Vertreter wirken in dem Gremium bei der Berufung der Professoren und der Studienordnung mit. Die Universität betonte, "dass keine Personen bestellt werden, von denen bekannt ist, dass sie in der Vergangenheit beispielsweise durch Positionierungen hervorgetreten sind, die mit dem Grundgesetz und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind".
In der Kritik stand zuletzt die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands, da nach Medienberichten einige ihrer Vertreter an einer israelfeindlichen Demonstration teilnahmen.
Wissenschaftliche Begleitung des interreligiösen Dialogs
Bulmahn bezeichnete die Gründung als wichtigen Meilenstein. In einer Zeit zunehmenden Dialogs zwischen den Religionen sei die wissenschaftliche Begleitung durch eine Hochschule von großer Bedeutung. Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) erklärte, das Institut solle "einen Beitrag zur Integration in unserer Stadt leisten und das Miteinander der Religionen fördern".
HU-Präsidentin Sabine Kunst kündigte an, die Universität werde die islamische Theologie in ihr interdisziplinäres wissenschaftliches Netzwerk einbinden – "und zwar sowohl in ihrer sunnitischen wie schiitischen Ausrichtung". Das sei einmalig in Deutschland.